Kapitel 11 - Rückkehr in ein Krakau ohne Juden
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Nach dem Krieg kehrten von 56 000 Krakauer Juden nur noch viertausend zurück. Fast alle der 70 Verwandten Mietek Pempers waren ermordet worden. Viele der Zurückgekehrten wanderten nach kurzem Aufenthalt nach Kanada, Südamerika, Australien, in die USA oder Palästina aus. Heute, nach 600 Jahren jüdischen Lebens in Krakau leben dort zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur noch knapp 200 jüdische Menschen.
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Pempers Familie
Pempers jüngerer Bruder Stefan wurde zuerst in Augsburg, dann in Hamburg sesshaft und verstarb dort 1978. Wie durch ein Wunder hatte Mietek Pempers Mutter das KZ Auschwitz überlebt, war aber seitdem bettlägerig und auf eine Pflegekraft angewiesen, 1953 verstarb sie und wurde in Krakau begraben. Dem Vater gelang es nicht mehr, das frühere Geschäft aufzubauen und die Schulden einzutreiben, sodass Mietek für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen musste.
Stammbaum der Familie Pemper (handschriftlich bzw. maschinenschriftlich) |
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Studium und Beruf
Er akzeptierte jede Art der Arbeit und nahm gleichzeitig sein Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule für Ökonomie wieder auf. 1948 schrieb Pemper seine Magisterarbeit über deutsche Bilanztheorien. Als Dolmetscher bei verschiedenen NS-Prozessen erhielt er Einblick darüber, was sich in den anderen Lagern zugetragen hatte. Kurz nach Abschluss des Studiums wurde Pemper Assistent am Lehrstuhl für Rechnungswesen und Bilanzanalyse an der Hochschule für Ökonomie, erhielt einen Lehrauftrag und war Privatdozent mit Schwerpunkt auf Abrechnungssystemen der industriellen Kostenrechnung und des modernen Rechnungswesens. Schließlich erhielt Pemper die Stelle eines Abteilungsleiters im Büro zur Organisation des Rechnungswesens staatlicher Betriebe im Finanzministerium.
Zusätzliches Soziologiestudium
Gleichzeitig hatte Pemper seit 1945 an der Jagiellonen-Universität für ein Soziologiestudium eingeschrieben, um besser verstehen zu können, welche sozialpsychologischen Mechanismen eine so tiefgreifende Veränderungen ganzer Völker oder Teile der Bevölkerung bewirken, dass sich Menschen so verhalten konnten wie Amon Göth, Joseph Mengele und andere SS-Leute. Nach einigen Semestern wurde der Fachbereich Soziologie auf Anweisung des für Kulturangelegenheiten zuständigen Mitglieds des Moskauer Politbüros, Andrej A. Schdanow, ersatzlos gestrichen.
Erneute Pogrome gegen Juden
In Krakau kam es im Juli 1945 zu einer Art von Pogrom gegen die Juden, die ihre Besitztümer von den Polen zurückfordern wollten. Die Folge waren Ausschreitungen. Dutzende von Juden fielen in Kielce im Frühjahr 1946 einem Massaker zum Opfer.
Die Familie Pemper kam bei einem Cousin mütterlicherseits unter, der mit „arischen“ Papieren den Krieg überlebt hatte. Mietek bezog mit seinen Eltern in der Wohnung in der Innenstadt vorerst ein Zimmer, bis er über eigene Einkünfte verfügte.
Umzug nach Augsburg
Nach dem Tod der Mutter bemühte sich Mietek Pemper, gemeinsam mit seinem Vater um Auswanderung und kam im Rahmen der Familienzusammenführung 1958 nach Augsburg. Da sein Vater auf ihn angewiesen war, verzichtete Pemper auf die Auswanderung in die USA. Da Mietek psychisch unter den Folgen des KZ-Aufenthalts litt, gab er den Gedanken an einen Neuanfang in Übersee bald wieder auf. Anfang 1963 verstarb sein Vater in Augsburg - 10 Jahre nach Mieteks Mutter.
Video: Verleihung der Ehrenbürgerwürde |
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Kapitel 1 - Krakau • Kapitel 2 - Der Überfall • Kapitel 3 - Im Ghetto • Kapitel 4 - Das Lager Krakau Plaszow: Amon Göth und Oskar Schindler • Kapitel 5 - Der Trick mit den Produktionstabellen • Kapitel 6 - Eine Überraschung beim Prozess gegen Gerhard Maurer • Kapitel 7 - Plaszow wird zum Konzentrationslager • Kapitel 8 - Kontraste: Ein Massenmörder und ein Lebensretter • Kapitel 9 - Schindlers Liste - Die Unbekannte Vorgeschichte • Kapitel 10 - Die Befreiung von Brünnlitz • Kapitel 11 - Rückkehr in ein Krakau ohne Juden • Kapitel 12 - Warum wir uns erinnern müssen • Kapitel 13 - Mörder ohne Reue • Kapitel 14 - Izak Sterns Bericht