Kapitel 11 - Rückkehr in ein Krakau ohne Juden

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Bild des heutigen Krakaus
Bild des heutigen Krakaus

Nach dem Krieg kehrten von 56 000 Krakauer Juden nur noch viertausend zurück. Fast alle der 70 Verwandten Mietek Pempers waren ermordet worden. Viele der Zurückgekehrten wanderten nach kurzem Aufenthalt nach Kanada, Südamerika, Australien, in die USA oder Palästina aus. Heute, nach 600 Jahren jüdischen Lebens in Krakau leben dort zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur noch knapp 200 jüdische Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Pempers Familie

Das Grabmal von Jakob ben Gabriel Pemper, 1888-1963 (Vater Mietek Pempers)  Augsburg, Jüdischer Friedhof, Haunstetter Straße
Das Grabmal von Jakob ben Gabriel Pemper, 1888-1963 (Vater Mietek Pempers) Augsburg, Jüdischer Friedhof, Haunstetter Straße
Regina Pempers Grab in Krakau
Regina Pempers Grab in Krakau
Stefan Pemper
Stefan Pemper
v. re. nach li., Mietek Pemper, seine Mutter und sein Vater
v. re. nach li., Mietek Pemper, seine Mutter und sein Vater

Pempers jüngerer Bruder Stefan wurde zuerst in Augsburg, dann in Hamburg sesshaft und verstarb dort 1978. Wie durch ein Wunder hatte Mietek Pempers Mutter das KZ Auschwitz überlebt, war aber seitdem bettlägerig und auf eine Pflegekraft angewiesen, 1953 verstarb sie und wurde in Krakau begraben. Dem Vater gelang es nicht mehr, das frühere Geschäft aufzubauen und die Schulden einzutreiben, sodass Mietek für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen musste.

Jakub Pempers Ausweispapiere
Jakub Pempers Ausweispapiere
Stammbaum der Familie Pemper (handschriftlich bzw. maschinenschriftlich)

Studium und Beruf

Mietek Pemper
Mietek Pemper
Mietek Pemper mit Professor Dr. Johannes Hampel, Universität Augsburg
Mietek Pemper mit Professor Dr. Johannes Hampel, Universität Augsburg

Er akzeptierte jede Art der Arbeit und nahm gleichzeitig sein Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule für Ökonomie wieder auf. 1948 schrieb Pemper seine Magisterarbeit über deutsche Bilanztheorien. Als Dolmetscher bei verschiedenen NS-Prozessen erhielt er Einblick darüber, was sich in den anderen Lagern zugetragen hatte. Kurz nach Abschluss des Studiums wurde Pemper Assistent am Lehrstuhl für Rechnungswesen und Bilanzanalyse an der Hochschule für Ökonomie, erhielt einen Lehrauftrag und war Privatdozent mit Schwerpunkt auf Abrechnungssystemen der industriellen Kostenrechnung und des modernen Rechnungswesens. Schließlich erhielt Pemper die Stelle eines Abteilungsleiters im Büro zur Organisation des Rechnungswesens staatlicher Betriebe im Finanzministerium.

Ausweis Mietek Pempers von der Handelsakademie Krakau aus dem Jahr 1949
Ausweis Mietek Pempers von der Handelsakademie Krakau aus dem Jahr 1949
Jakub Pempers Ausweispapiere
Jakub Pempers Ausweispapiere

Zusätzliches Soziologiestudium

Jagiellonen Universität in Krakau, Polen
Jagiellonen Universität in Krakau, Polen

Gleichzeitig hatte Pemper seit 1945 an der Jagiellonen-Universität für ein Soziologiestudium eingeschrieben, um besser verstehen zu können, welche sozialpsychologischen Mechanismen eine so tiefgreifende Veränderungen ganzer Völker oder Teile der Bevölkerung bewirken, dass sich Menschen so verhalten konnten wie Amon Göth, Joseph Mengele und andere SS-Leute. Nach einigen Semestern wurde der Fachbereich Soziologie auf Anweisung des für Kulturangelegenheiten zuständigen Mitglieds des Moskauer Politbüros, Andrej A. Schdanow, ersatzlos gestrichen.

Erneute Pogrome gegen Juden

Eine Frau trauert vor den Särgen von Juden, welche bei dem Kielce Pogrom starben. Polen, 6.Juli 1946
Eine Frau trauert vor den Särgen von Juden, welche bei dem Kielce Pogrom starben. Polen, 6.Juli 1946


In Krakau kam es im Juli 1945 zu einer Art von Pogrom gegen die Juden, die ihre Besitztümer von den Polen zurückfordern wollten. Die Folge waren Ausschreitungen. Dutzende von Juden fielen in Kielce im Frühjahr 1946 einem Massaker zum Opfer.

Die Familie Pemper kam bei einem Cousin mütterlicherseits unter, der mit „arischen“ Papieren den Krieg überlebt hatte. Mietek bezog mit seinen Eltern in der Wohnung in der Innenstadt vorerst ein Zimmer, bis er über eigene Einkünfte verfügte.

Mietek Pempers Ausweis mit Bild
Mietek Pempers Ausweis mit Bild

Umzug nach Augsburg

Mietek Pemper mit Redakteur der Donauwörther Zeitung
Mietek Pemper mit Redakteur der Donauwörther Zeitung
Ernennung von Mietek Pemper zum Ehrenbürger Augsburgs durch Oberbürgermeister Paul Wengert am 29. April 2007
Ernennung von Mietek Pemper zum Ehrenbürger Augsburgs durch Oberbürgermeister Paul Wengert am 29. April 2007
Mietek Pemper in den 50-er Jahren
Mietek Pemper in den 50-er Jahren

Nach dem Tod der Mutter bemühte sich Mietek Pemper, gemeinsam mit seinem Vater um Auswanderung und kam im Rahmen der Familienzusammenführung 1958 nach Augsburg. Da sein Vater auf ihn angewiesen war, verzichtete Pemper auf die Auswanderung in die USA. Da Mietek psychisch unter den Folgen des KZ-Aufenthalts litt, gab er den Gedanken an einen Neuanfang in Übersee bald wieder auf. Anfang 1963 verstarb sein Vater in Augsburg - 10 Jahre nach Mieteks Mutter.

Video: Verleihung der Ehrenbürgerwürde
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