Kapitel 13: Schindlers letzte Jahre

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Oskar Schindlers Todesanzeige
Oskar Schindlers Todesanzeige
Oskar Schindler und Annemarie Staehr
Oskar Schindler und Annemarie Staehr

„Ich bin in der Tschechoslowakei geboren und hatte viele jüdische Freunde. Im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass es nur zwei Wege gab: entweder sich mit den Juden total zu vereinigen und zusammen mit ihnen sein Leben aufs Spiel zu setzen oder sie zu vergessen und so zu ihrer Vernichtung beizutragen. Viele Gegner des Naziregimes waren nicht willensstark genug und hatten nicht die Kraft, ihre Opposition bis zum Ende durchzuhalten, und deswegen haben so wenige Deutsche den Juden geholfen.“

Mordechai Broder, zitiert nach D.Crowe, Oskar Schindler, Die Biographie, Berlin 2005, S. 661

„Mit seiner Menschlichkeit, seiner persönlichen Fürsorge für seine Schützlinge, seiner Bereitschaft zuzuhören und Lösungen für zahllose persönliche, alltägliche Probleme zu finden, wurde er für die Überlebenden zu einer lebenslangen Legende“

Moshe Bejski, zitiert nach D. Crowe, Oskar Schindler, Die Biographie, Berlin 2005, S657

„Da zeigte er sich als der wahre Humanist, der er war, als ein Mensch mit einem mitfühlenden Herzen, der von dem Leiden seiner Mitmenschen tief gerührt war und keine Mühen scheute, unsere Leiden zu lindern und uns Schutz zu gewähren, so wie das unter Umständen möglich war. Keine Chronik seiner menschenfreundlichen Handlungen, so umfassend sie auch sein mag, kann das volle Ausmaß seiner Güte vermitteln.......... Ich betrachte es als meine Pflicht, im Namen aller Überlebender in Israel und der Diaspora Oskar Schindler nicht nur für die Kränkungen, deren Ursache wir mit oder ohne unser Wissen waren, sondern auch dafür um Vergebung zu bitten, dass wir nicht genug für ihn getan haben, wozu wir ihm als unserem Retter und Wohltäter gegenüber verpflichtet waren. Wir hätten viel mehr tun können. Sein Andenken sei gesegnet“

Moshe Bejski, zitiert nach D. Crowe, Oskar Schindler, Die Biographie, Berlin 2005, S657

Inhaltsverzeichnis

Schindler lernt Ami Staehr kennen

Ende Juli 1970 lernte der verletzte Oskar Schindler am Strand von Tel Aviv eine Frau kennen, die sich seiner annahm und seine Blessuren behandelte. Es sollte der Beginn einer intensiven Liebesbeziehung mit Ami Staehr werden[1]. Der krankheitsgeschwächte Oskar Schindler wurde sofort als Freund in den Kreis der Familie Staehr aufgenommen und auch mit Amis Mann, Heinrich Ami Staehr, pflegte er eine tiefe Freundschaft, ging sogar mit dem Ehepaar auf Reisen, Heinrich Staehr wurde sogar einer von Oskar Schindlers Ärzten. Selbst Amis Sohn Chris und dessen Frau Tina billigten Schindlers Beziehung mit Ami, da Heinrich Staehr seine Frau bereits mehrmals betrogen hatte.[2]

Brief  Ami Staehr an Freunde Schindlers in Jerusalem, 7.10.1974; Quelle: Erika Rosenberg
Brief Ami Staehr an Freunde Schindlers in Jerusalem, 7.10.1974; Quelle: Erika Rosenberg
Oskar Schindler pflanzt "seinem" Baum in der Allee der Gerechten, 1970
Oskar Schindler pflanzt "seinem" Baum in der Allee der Gerechten, 1970

Intensive Beziehung mit Ami Staehr

Bald wurde Ami Staehr zur intimen Freundin, Vertraute und Krankenschwester, die ihn aufopferungsvoll währen seiner Krankheit im Sommer 1973 pflegte. Die Tage in Israel mit Ami zählten zu den glücklichsten in seinem Leben.

Gesundheitliche Probleme häufen sich

Die beiden unternahmen zusammen zahlreiche Reisen, trotz seiner Nieren- und Zuckerkrankheit, seiner Herzprobleme und seiner Bandscheibendegeneration. Aber verglichen mit seinem im Dezember 1973 erlittenen Schlaganfall waren diese von eher geringfügiger Natur. Dieser Schlaganfall hatte eine rechtsseitige Lähmung zur Folge, die aber erstaunlicherweise seine Sprachfähigkeit nicht beeinträchtigte.

Oskar Schindler, 1973
Oskar Schindler, 1973
Dr. med. Heinrich Staehrs Diagnose von Oskar Schindler. Oskar Schindler ist aus gesundheitlichen Gründen Frührentner.
Dr. med. Heinrich Staehrs Diagnose von Oskar Schindler. Oskar Schindler ist aus gesundheitlichen Gründen Frührentner.

Engagement für Israel

Schindler als Geschäftsmann
Schindler als Geschäftsmann

Oskar Schindlers Liebe zu Israel war, wie Lotte Schiffler es artikulierte, die eigentliche Liebe seines Lebens. Bis zu seinem Schlaganfall unterhielt Schindler enge Beziehungen zur Hebräischen Universität Jerusalem, Israel s bedeutsamster Bildungseinrichtung. Der Aufbau des Truman Centers und die Gründung eines Oskar Schindler-Stipendiums waren ihm besonders wichtig. Schindlers Hauptaufgabe war es, Geldmittel für die Universität einzuwerben. 1967 half er bei der Errichtung eines neuen Campus. Für seine Verdienste um die Universität und um Israel wurde er im Januar 1972 in New York geehrt und es wurden 125 000 Dollar für das Oskar Schindler-Stipendium gespendet.[3] Schindler war tief bewegt und erklärte in Deutsch, Jiddisch und Englisch, warum er in der Zeit der Judenvernichtung nicht anders habe handeln können: „Was ist da zu sagen? Sie sind meine Freunde. Ich würde es wieder tun – denn ich hasse Grausamkeit und Intoleranz.“[4]

Im Hintergund die Hebräische Universität Jerusalem
Im Hintergund die Hebräische Universität Jerusalem

Oskar Schindler Stipendium

Das Oskar Schindler-Stipendium richtete sich besonders an Studenten aus einkommensschwachen Familien und wird noch heute zu Ehren Oskar Schindlers vergeben. Am 6. Oktober 1973, dem Versöhnungstag Yom Kippur, wurde Israel von ägyptischen und syrischen Streitkräften angegriffen. Dieser Angriff an einem jüdischen Feiertag versetzte Schindler in Rage, aber auch in Sorge um seine israelischen Freunde.[5] Dies verdeutlicht seine Liebe zu Israel, und Schindlers Entscheidung, in Deutschland zu leben, war für viele seiner israelischen und deutschen Freunde ein Widerspruch, den sie nicht auflösen konnten. Schließlich wollte Schindler ja auch in Israel begraben werden. Das Schindler-Komitee in Israel deckte für gewöhnlich seine Kosten, wenn er das Land besuchte.

Eingang Von Schindlers Wohnhaus bzw. Appartement am Hauptbahnhof 4 in Frankfurt und rechts die Gedenktafel für Schindler
Eingang Von Schindlers Wohnhaus bzw. Appartement am Hauptbahnhof 4 in Frankfurt und rechts die Gedenktafel für Schindler
Detaillierter Bericht des Chefarztes Prof. Dr. H. Kleinsorg über Oskar Schindlers Gesundheitszustand vom 11.Oktober1974
Detaillierter Bericht des Chefarztes Prof. Dr. H. Kleinsorg über Oskar Schindlers Gesundheitszustand vom 11.Oktober1974

Schindlers Verhältnis zu Deutschland

Oskar Schindler mit Konrad Adenauer
Oskar Schindler mit Konrad Adenauer

In Deutschland musste Oskar Schindler Entbehrungen ertragen, lebte unter ärmlichen Verhältnissen und einsam. In Frankfurt wohnte er in einem bescheidenen, verqualmten Apartment Nr. 63 im Haus am Hauptbahnhof 4. Schindler war von Geburt und Erbe her Sudetendeutscher, das vergaß er nie.

Seine Beziehungen zu den Sudetendeutschen in Frankfurt und zur ‚Zwittauer Heimatrunde’ waren für ihn einen Weg, die Verbindung zu seiner Vergangenheit aufrechtzuerhalten. Und seine Kneipenfreundschaften im Bahnhofsviertel machten es ihm möglich, loszulassen. Dort konnte er einfach Oskar Schindler sein, ein trinkfester Mann unter seinesgleichen.“[6]

Auch die Angst seinen Rentenanspruch in Deutschland zu verlieren, mögen ein weiterer Grund dafür gewesen sein, in Deutschland zu bleiben. Ganz und gar finanziell von seinen Schindler juden abhängig zu sein, das wollte Oskar Schindler auch nicht. Jakob Sternberg meinte, Schindler sei ein judarisierter Christ gewesen, sei aber dennoch ethnisch, kulturell und sozial ein Deutscher geblieben. Schindler wollte lieber ein Deutscher in Westdeutschland sein als ein ‚judarisierter Christ’ in Israel.[7]

Oskar Schindlers Tod: Trauer und Anerkennung

Oskar Schindler um 1970
Oskar Schindler um 1970
Zeitungsartikel über Oskar Schindlers Tod
Zeitungsartikel über Oskar Schindlers Tod
Ein von seiner Krankheit bereits schwer gezeichneter Oskar Schindler. Quelle: Alexander Skotnicki, Oskar Schindler in the eyes of the Cracowian Jews, 2008
Ein von seiner Krankheit bereits schwer gezeichneter Oskar Schindler. Quelle: Alexander Skotnicki, Oskar Schindler in the eyes of the Cracowian Jews, 2008

Oskar erholte sich von seinem Schlaganfall nie wieder vollständig. In der Folgezeit verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand zunehmends, weswegen er sich einer Notoperation im Krankenhaus St. Bernward in Hildesheim unterziehen musste. In der Woche vor dem 24. September litt er an Schwellungen der Füße, Atemnot sowie Appetit- und Schlaflosigkeit. Man entschloss sich, ihm einen Herzschrittmacher einzusetzen. Während der Operation fiel Oskar ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. Am 9.Oktober 1974 verstarb Oskar Schindler im Alter von 66 Jahren. Sein von Diabetes, von Nieren- , Herz- und anderen Leiden geschwächter Körper hatte aufgegeben.

Beerdigung und Gedenken

Sein Tod stürzte Ami Staehr in eine tiefe Krise. Lotte Schiffler hatte in einer Blitzaktion Schindlers Frankfurter Wohnung aufgelöst und seine Sachen allesamt entweder weggegeben oder an sich genommen. Die nächsten Wochen kümmerte sich Ami um die Vorbereitungen für Schindlers Beerdigung, dessen Wunsch es war, in Israel beigesetzt zu werden.

Bericht über das Requiem für Schindler aus der Frankfurter Stadt-Rundschau vom 17.Oktober.1974
Bericht über das Requiem für Schindler aus der Frankfurter Stadt-Rundschau vom 17.Oktober.1974
Ryszard Rechen
Ryszard Rechen

Requiem in Frankfurt

Zuerst fand aber am 16.Oktober ein Gedenkgottesdienst in Frankfurt statt, bei dem zahlreiche von Oskar Schindlers Freunden und Bekannten sprachen: Bejski, Trautwein, Stadtdekan Monsignore Adlhoch, Walter Hesselbach und Heinrich Staehr. Sie alle erinnerten an sein mutiges, beispielloses Handeln und ehrten ihn in höchstem Maße.

Was Oskar Schindler und seine Frau damals begonnen und bis zum Ende des Krieges durchgehalten haben, das können keine Worte, keine Reden und Bücher fassen .... 1200 und mehr Menschen, heute mit ihren Kindern und Enkelkindern drei- bis viertausend Menschen sind es, die der von Oskar Schindler gebauten Arche entstiegen sind in eine neue Welt. In eine neue Welt? In tausend neue Welten! Denn wie sagt doch der alte jüdische Midrasch: Wer ein Menschenleben gerettet hat, der hat eine ganze Welt gerettet – Die Schindlers und ihre Helfer haben über tausend Welten gerettet.“[8]

Die ersten beiden Seiten einer Rede des Schindlerjuden Mordechei Broder über den verstorbenen Schindler

Es sprach auch Richard Rechen, der während Oskar und Emilies Flucht aus Brünnlitz den Lastwagen fuhr. Er meinte, Oskar Schindler sei ein Humanist gewesen, der sein Leben riskierend ‚gegen den Strom von Hass und Grausamkeit’ geschwommen sei:

Zeitungsbericht über Oskar Schindlers Tod vom 17.10.1947; Bericht über Oskar Schindlers Lebenswerk aus der Neuen Presse am Sonntag vom 15.10.1974
Zeitungsbericht über Oskar Schindlers Tod vom 17.10.1947; Bericht über Oskar Schindlers Lebenswerk aus der Neuen Presse am Sonntag vom 15.10.1974

Oskar Schindler hat nicht nur unseren Leib, er hat auch unsere Seele gerettet. Mit seiner Hilfe haben wir den Glauben an den Menschen nicht verloren. Er hat bewiesen, dass es Christen gab und gibt, die wie ein Samariter Öl und Wein in die Wunden derer gießen, die unter die Räuber gefallen sind. Oskar, du warst ein Samariter! Es war dein Wunsch, in der heiligen Stadt Jerusalem die letzte Ruhe zu finden. Wir versprechen, dass wir alles tun werden, um deinem Wunsch gerecht zu werden.“[9]

Beerdigung in Jerusalem

Oskar Schindlers Beerdigung 1974
Oskar Schindlers Beerdigung 1974
Eingang zum Katholischen Friedhof Jerusalem
Eingang zum Katholischen Friedhof Jerusalem
Schindlers Grab
Schindlers Grab

Am 24. Oktober wurde Schindlers Leiche nach Jerusalem überführt und dort vier Tage später nach einem Requiem in der katholischen Erlöserkirche in Jerusalem, bei dem auch 400 Schindler juden, Vertreter der Hebräischen Universität und andere wichtige Persönlichkeiten anwesend waren, auf dem lateinischen Friedhof der Franziskaner auf dem Berg Zion beigesetzt. Mordechai Broder, einer der Sargträger, der von einem Journalisten gefragt wurde, wie es zugehe, dass ein frommer Jude, dessen Haupt ein gestricktes Käppi ziert, eine christliche Kirche betrete und einen mit einem Kreuz geschmückten Sarg trage, erwiderte:

Es war der Sarg eines Mannes, der mich und viele andere Menschen gerettet hat, es gibt nicht viele Menschen wie ihn, und es war meine Pflicht. Ich war glücklich, das tun zu können, und ich glaube, es war ein Befehl Gottes, das zu tun.“[10]

Moshe Bejski war vom Yad Vashem gebeten worden, die Grabrede zu halten. Bejski hob hervor, dass Oskar Schindlers Taten ohne Beispiel seien, man denke nur an die Rettung der dreihundert Frauen aus Auschwitz. Dass er 1200 Juden den Tod aus den Klauen gerissen habe, sichere ihm einen Platz in der ersten Reihe der ‚Gerechten der Nationen’. Aber Schindler sei mehr als ein Retter gewesen:

Mit seiner Menschlichkeit, seiner persönlichen Fürsorge für seine Schützlinge, seiner Bereitschaft zuzuhören und Lösungen für zahllose persönliche, alltägliche Probleme zu finden, wurde er für die Überlebenden zu einer lebenslangen Legende.“[11]

Insbesonders sei es herausragend gewesen, was Oskar Schindler zur Rettung der Juden aus dem Golleschauer Transport geleistet habe:

Da zeigte er sich als der wahre Humanist, der er war, als ein Mensch mit einem mitfühlenden Herzen, der von dem Leiden seiner Mitmenschen tief gerührt war und keine Mühen scheute, unsere Leiden zu lindern und uns Schutz zu gewähren, so wie das unter Umständen möglich war. Keine Chronik seiner menschenfreundlichen Handlungen, so umfassend sie auch sein mag, kann das volle Ausmaß seiner Güte vermitteln.......... Ich betrachte es als meine Pflicht, im Namen aller Überlebender in Israel und der Diaspora Oskar Schindler nicht nur für die Kränkungen, deren Ursache wir mit oder ohne unser Wissen waren, sondern auch dafür um Vergebung zu bitten, dass wir nicht genug für ihn getan haben, wozu wir ihm als unserem Retter und Wohltäter gegenüber verpflichtet waren. Wir hätten viel mehr tun können. Sein Andenken sei gesegnet.“[12]

Die 2. Seite eines Briefes von Ami Staehr an Moshe Bejski, vermutlich über Schindlers Tod
Die 2. Seite eines Briefes von Ami Staehr an Moshe Bejski, vermutlich über Schindlers Tod

Heute gehört Schindlers Grab zu den bestbesuchten Gräbern in Jerusalem und auch sein Grabstein erinnert an das, was er zu Lebzeiten vollbracht hat. Auf dem Grabstein steht in Deutsch und Hebräisch:

Oskar Schindler. 28.4.1908 – 9.10.1974. Der unvergessliche Lebensretter 1200 verfolgter Juden.“

Beerdigung von Oskar Schindler; Prozession zum Friedhof in Jerusalem
Beerdigung von Oskar Schindler; Prozession zum Friedhof in Jerusalem
Rede von Nachum Manor am 31. Todestag Schindlers vor dessen Grab in Jerusalem
Gedenktafel für Schindler; vor seinem Wohnhaus in Frankfurt angebracht
Gedenktafel für Schindler; vor seinem Wohnhaus in Frankfurt angebracht

NACHLEBEN

Im November 1975 wurde eine erste längere Fernsehdokumentation über Schindler mit dem Namen "Die Juden nennen ihn Vater Courage" ausgestrahlt, bei der u. a. auch Emilie Schindler, Mietek Pemper und Jakob Sternberg zu Wort kamen. Das israelische Fernsehen war an der Produktion beteiligt, er wurde auch im englischen BBC und dem amerikanischen NBC gezeigt.

Oskar Schindler, Martin Gosch und Leopold Page bei einem Treffen in Paris 1963, Quelle: Aleksander Skotnicki, Oskar Schindler in the eyes of the Cracowian Jews, 2008
Oskar Schindler, Martin Gosch und Leopold Page bei einem Treffen in Paris 1963, Quelle: Aleksander Skotnicki, Oskar Schindler in the eyes of the Cracowian Jews, 2008

Schindler's Ark

Der Film trug dazu bei, dass das Andenken Oskar Schindlers lebendig blieb, insbesondere für die Schindler juden, die als Hauptinformationsquelle für ein weiteres Werk über Schindlers Leben dienten - für den biographischen Roman "Schindlers Ark" von Thomas Keneally. Keneally war von Leopold Page zu dem Roman inspiriert worden. Page wurde sein Berater und begleitete ihn auch auf seinen Europareisen und nach Israel, so wie er auch Gosch und Howard Koch begleitet hatte. Mit seinem Buch gewann Keneally 1982 den Booker Prize for Fiction, den renommiertesten Literaturpreis Großbritanniens. Dem Buch war es zu verdanken, dass die Leistungen Schindlers nicht in Vergessenheit gerieten.


Dank der Einsicht in Mietek Pempers Nachlass können wir nachweisen, dass Pemper vom 23.Januar 1982 bis zum 1.3. 1983 das Buch redigierte und auf 20-Din-A-4 Seiten Seite für Seite akribische Korrekturen und Verbesserungsvorschläge am Entwurf von Keneallys Buch vornahm. [13] Keneally scheint aber nicht alle Korrekturvorschläge Pempers akzeptiert zu haben, denn Pemper erreichte per einstweiliger Verfügung, dass Keneally ihn im Vorwort nicht nennen durfte.

Mietek Pemper Korrekturen zum Buch von Thomas Kenealyy (pdf)

Thomas Keneally
Thomas Keneally

Steven Spielberg, Schindlers Liste und Emilie Schindler

Steven Spielberg, der sich nach anfänglichem Zögern doch dazu entschieden hatte, Thomas Keneallys Buch zu verfilmen, erzielte mit "Schindlers Liste" große Erfolge und machte den Namen Oskar Schindler weltweit bekannt. Mietek Pemper unterzog das Buch von Thomas Keneally auf Bitten von Keneally einer gründlichen Kontrolle. Wir haben die Verbesserungen Mietek Pempers zum Buch von Keneally online gestellt. Die Verbesserungen belegen Pempers große Sorgfalt und Wahrheitsliebe.[14]

Anfangs hatte Spielberg daran gedacht, das Filmprojekt Kollegen wie Billy Wilder, Roman Polanski, Sidney Pollak oder Martin Scorcese zuzuschieben. Aber nachdem Steven Zallian ein neues Drehbuch geschrieben hatte, änderte Spielberg seine Meinung und er entschloss sich dazu, den Film zu produzieren.Schindlers Liste’ kam im Dezember 1993 in die US-Kinos, er wurde 11 Mal für den Academy Award nominiert und gewann 7 Oskars: für den besten Film, den besten Regisseur, die beste künstlerische Leistung, Filmmusik und Kamera, für den besten Schnitt und das beste Drehbuch. In den folgenden 10 Jahren spielte der Film 321 Millionen Dollar ein, Spielberg selbst verdiente mit dem Film 65 Millionen Dollar.[15] Seinen Gewinn stellte Spielberg zwei von ihm gegründeten Stiftungen zur Verfügung.[16]

Mietek Pemper Korrekturen zum Buch von Thomas Keneally (pdf)

Steven Spielberg und Franciszek Palowski bei der Premiere des Filmes "Schindlers Liste" Quelle: Alexander Skotnicki, Oskar Schindler in the eyes of the Cracowian Jews, 2008
Steven Spielberg und Franciszek Palowski bei der Premiere des Filmes "Schindlers Liste" Quelle: Alexander Skotnicki, Oskar Schindler in the eyes of the Cracowian Jews, 2008
Emilie Schindler mit Erika Rosenberg
Emilie Schindler mit Erika Rosenberg

Die Reaktion Emilies auf den Ruhm Oskar Schindlers

Der außerordentliche Erfolg des Films veranlasste Emilie Schindler dazu, ihren Mann Oskar, Keneally und Spielberg öffentlich anzugreifen. Zudem nutzte Emilie ihren durch den Film erlangten Ruhm, um sich mit Hilfe der Boulevardpresse Aufmerksamkeit zu verschaffen, indem sie Oskar Schindler öffentlich diffamierte und seine Taten schmälerte. Sie kritisierte und beleidigte Schinder und schrieb sich selbst den Hauptverdienst an der Rettung der Schindler juden zu. In starkem Kontrast dazu stehen Emilies Aussagen in ihren mit Erika Rosenbergs Hilfe veröffentlichten Memoiren, in denen sie sich wehmütig und melancholisch bezüglich ihres verstorbenen Mannes Oskar gab und aussagte, dass sie ihm für alle seelischen Schmerzen, die er ihr zu Lebzeiten zugefügt habe, verziehen hätte. Obwohl Emilie Schindler durch Spielbergs Film vielen bekannten Persönlichkeiten wie Papst Johannes Paul II. und Präsident Clinton begegnet war und so einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt hatte, konnte sie nie ganz aus dem Schatten Oskar Schindlers heraustreten, vor dessen Geburtshaus in Zwittau eine Erinnerungstafel angebracht wurde und dem 1994 der Dokumentarfilm "Oskar Schindler, Retter und Lebemann" gewidmet wurde.

Papst Johannes Paul II. begrüßt Emilie Schindler
Papst Johannes Paul II. begrüßt Emilie Schindler

Streit um Schindlers Koffer

Oskar Schindlers Koffer
Oskar Schindlers Koffer

Der Koffer mit den Dokumenten Oskar Schindlers hatte dieser selbst zu den Staehrs gebracht. Ami Staehr verwahrte diesen auf dem Dachboden ihres Hildesheimer Hauses, auf Bitten von Heinrich Staehr blieb der Koffer unberührt. Nach seinem Tod am 3. Juni 1997 fand sein Sohn Chris den Koffer und nahm ihn mit nach Stuttgart. Einige Monate späte setzte sich Chris Staehr mit Moshe Bejski in Verbindung und vereinbarte mit diesem, den Koffer Yad Vashem zu vermachen. Wegen der Krankheit seiner Frau verzögerte sich aber der anfänglich ins Auge gefasste Plan. Da Chris Staehr zu Schindlers Geburtstag einen Artikel erscheinen lassen wollte, der auf Oskar Schindlers eigenen Erinnerungen und den Dokumenten aus dem Koffer beruhen sollten, setzte er sich mit einem Redakteur der Stuttgarter Nachrichten in Verbindung.

Schindlers Koffer - Broschüre der Stuttgarter Zeitung in voller Länge

Veröffentlichung in der Stuttgarter Zeitung

Stefan Braun und Claudia Keller sichteten die Unterlagen und konnte den Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Dr. Uwe Vorkötter, dazu bewegen, die den beiden erarbeitete Artikelserie in seiner Zeitung zu veröffentlichen. Die vom 16. bis zum 26. Oktober erschienene Serie wurde auf Grund der Annahme, dass es sich um das Original der "Liste" handelte, zu einer internationalen Sensation.

Emilie Schindler, 2001
Emilie Schindler, 2001

Klage Emilie Schindlers

Daraufhin beauftragte Oskar Schindler Erika Rosenberg damit, nach Deutschland zu reisen und den Koffer in Besitz zu nehmen, den sie als ihr rechtmäßiges Erbe ansah. Nach monatelangem Rechtsstreit wurde der Koffer aber Anfang Dezember 1999 vom Bundesarchiv in Koblenz nach Israel geschickt, wo er seitdem von Yad Vashem verwahrt wird. Das Bundesarchiv in Koblenz verfügt aber über Mikrofilme aus Oskar Schindlers Nachlass. Oskar Schindler hatte sich dafür eingesetzt, dass der Koffer im Haus der Geschichte der Bundesrepublik verwahrt werde.

Dank einer Initiative des Paul-Klee-Gymnasiums Gersthofen liegen die Dokumente aus Oskar Schindlers Koffer seit 2008 in digitalisierter Form vor und können nun von jedermann eingesehen werden.

Tod Emilie Schindlers

Emilie Schindler erlitt bei neuerlichen Besuchen in der Bundesrepublik 2001 zwei Schlaganfälle, von denen sie sich nicht mehr erholte. Sie verstarb fast 94-jährig am 5. Oktober 2001 in Strausberg bei Berlin und wurde im bayerischen Waldkraiburg bestattet.

Einzelnachweise

  1. .Oskar Schindler hatte in seinem Leben sehr viele Freundinnen gehabt, aber wirklich bedeutsam für ihn waren aber nur die Ehe mit Emilie Schindler und die Beziehungen mit Marta – Eva Kich Scheuer, seiner Geliebten während des Krieges, zu Gisa Schein und zu Ami Staehr, zu erwähnen wäre auch die Beziehung zu Herta Kluge, seiner Freundin und Sekretärin in den 60-er Jahren. Im vorgerückten Alter suchte Oskar Schindler die Nähe eher reiferer Frauen, so D. Crowe,Oskar Schindler. Die Biographie, Berlin 2005; S. 641. Die Tatsache, dass er Frauen nie länger halten konnte, lag daran, dass er Alkohol im Übermass zu sich nahm. Noch kurz vor seinem Tod trank er zwischen zwei und vier Cognacs und rauchte über 20 Zigaretten.
  2. Nach dem Tod Schindlers kamen sich Ami und Heinrich Staehr wieder näher und führten bis zu Amis Tod im Jahre 1988 eine glückliche Ehe, so D.Crowe, S. 643
  3. Nach seinem Tod wurde eine Gedenktafel auf dem Universitätsgelände angebracht und eineOskar Schindler Büste im Truman Institut aufgestellt.
  4. Irving Spiegel, Jews Here Honor West German Who Who Rescued 1,400 in Nazi Era, in: New York Times, January 9th, 1972, p.24
  5. Golda Meir, die israelische Ministerpräsidentin, sprach vom Yom Kippur Krieg als einem nationalen Trauma.
  6. So David Crowe, S. 649
  7. Nach Crowe, S. 650
  8. Predigt Dr. Dieter Trautwein, 16. Oktober 1974, zitiert nach D. Crowe, S. 654
  9. Richard Rechen, zitiert nach: D. Crowe, a.a.O., S. 655
  10. Mordechai Broder, zitiert nach D.Crowe, a.a.O., S. 661
  11. Moshe Bejski, zitiert nach D. Crowe, a.a.O., S. 657
  12. Moshe Bejsik, ebenda.
  13. Mietek Pemper, Anmerkungen zum Buch von Thomas Keneally, 23.Januar 1982 bis 1. März 1983
  14. Mietek Pemper,Korrekturen zum Buch von Thomas Keneally,23.1.1982 bis 1.3.1982. Sämtliche Verbesserungen befinden sich im Archiv unter Dokumente Pemper und in der nebenstehenden pdf.Datei
  15. So D. Crowe, a.a.O., S. 667
  16. Es handelt sich um die Förderung jüdischen Lebens in den USA (Righteous Person Foundation) und den Survivors of the Shoa visual History Foundation zum Aufbau eines Videoarchives mit Zeitzeugen von 50 000 Überlebenden weltweit.
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