Kapitel 18 - Sadismus Göths
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Im KZ Plaszow soll neues Gelände gewonnen werden. Bei Umbauarbeiten an den Wachtürmen beobachten der Elektriker Natan Bernard und sein 15jähriger Helfer Wnuczek unter Beaufsichtigung eines SS-Wachmannes die Hinrichtung von ca. 50 Juden und Jüdinnen.
„Wer sich eine Liebesstunde macht, bleibt leben“
– Amon Göth
Inhaltsverzeichnis |
Mordaktionen
Die Juden wurden von Göths Killern Zdrojewski, Hujar, Grün und Göth selbst nackt in einen Graben getrieben. Die Menschen zittern vor Angst und Kälte.Göth hat einen diabolischen Einfall. Er will seinen Leuten eine pikante Unterhaltung bieten. „Wer sich eine Liebesstunde macht, bleibt leben!“ Unter Todesangst werden die Menschen zum Geschlechtsverkehr aufgefordert. Einige Minuten lang dauert dieses diabolische Spiel, dann eröffnen die SS- Schergen das Feuer auf die Körperknäuel, auch Göth.
Wie nach fast jeder Mordaktion sind die „Killer“ überaus aufgedreht und werden von Göth in die Villa eingeladen, um sich zu betrinken bis zur Bewusstlosigkeit und um die nächste „Heldentat“ zu planen. Erst zwanzig Jahre später erzählt Natan Bernard israelischen Polizisten über diesen Nachmittag.
Eins solche „Liebesstunde“ war kein Einzelfall. Der 36-jährige Jakob Kornhauser, Elektriker wird Augenzeuge einer Massenhinrichtung von etwa 30 jungen Frauen aus dem Montelupich-Gefängnis.
Von Wachturmarbeiten beobachtet er, wie Zdrojewski, Hujar und Schreiber die nackten Frauen zwingen, die Beine zu spreizen, gegen die Vergewaltigung durch die SS-Männer wehren sie sich jedoch verzweifelt. Als Göth, John und ein weiterer SS-Offizier erscheint, müssen sich die Frauen nebeneinander auf den Bauch legen, dann fassen sie die Mörder ins Visier ihrer automatischen Waffen .....
Der letzte Kuss
Leiter der Schustergemeinschaft für SS-Leute in Plaszow, SS-Scharführer Emil Hengenius, hegt eine Art Freundschaft mit dem jüdischen Häftling Jakub Bossak. Hengenius gehört zu denjenigen, die sich den Häftlingen gegenüber „menschlich und anständig“ verhalten.
Die beiden sind bei einer Exekution anwesend, welche einen Priester in Soutane, einen Eisenbahner in Uniform und eine etwa 30-jährige Frau mit ihrem etwa zweijährigen Sohn betrifft.
Unter dem Exekutionskommando finden sich unter anderem Franz Grün und Arvid Janetz. Plötzlich tritt Franz Grün auf die Frau zu und sagt: “Gib deinem Kind einen letzten Kuss!“ „In Todesangst beginnt die Frau ihren Sohn mit verzweifelter Inbrunst zu küssen – da entreißt ihr Grün das Kind, packt es an den Füßen und schlägt dessen Kopf an einen ziemlich großen Stein, der neben ihm am Boden liegt, dann schleudert er es in die Grube. Ob es noch lebt, kümmert ihn nicht – er wendet sich zur Mutter und erschießt sie.“[1]
Späte Erinnerungen
„Jakob Bossak ........erinnert sich später nur mehr undeutlich an das Folgende: Wie sich die übrigen Verurteilten ausziehen und in der Grube hinliegen mussten, wie Janetz mit einer Maschinenpistole auf die Liegenden schießt, wie er über den nackten Leichen steht und an seinen Fingernägeln kaut ..... Nur ein Bild wird ihn beherrschen: der Mord Franz Grüns an dem kleinen Knaben.....“[2]
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach Johann Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien, Wien-Graz-Klagenfurt, 2008; S. 263
- ↑ ebenda, S. 26
1: Göths Kindheit • 2: Göth im rechtsradikalen Milieu • 3: Geschäfte mit dem Vater • 4: Im inneren Kreis der Mörder • 5: Einsatz Göths in Krakau • 6: Göth als Kommandant • 7: Göths Regiment in Plaszow • 8: Der Profiteur • 9: Unberechenbarkeit Göths • 10: Ruth Kalder • 11: Sex und Liebe • 12: Göth, Schindler und die Emalia • 13: Das Attentat • 14: Das Polenlager • 15: Selektion ins Vernichtungslager • 16: Massenexekutionen • 17: Mietek Pempers rettende Idee • 18: Sadismus Göths • 19: Die Liquidierung von Julag I • 20: Geburtstag und Feiertage • 21: KZ Plaszow • 22: Trügerischer Gesundheitsappell • 23: Göth distanziert sich vom NS-Regime • 24: Göths Mordplan für Wilek Chilowicz • 25: Die Entstehung von "Schindlers Liste" • 26: Verhaftung und SS-Gericht • 27: Prozess und Hinrichtung