Kapitel 24 - Göths Mordplan für Wilek Chilowicz

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Ruth Kalder Auf Balkon mit Dogge
Ruth Kalder Auf Balkon mit Dogge

Inhaltsverzeichnis

Göth sichert sein Raubgut

Dr. Konrad Morgen um 1972
Dr. Konrad Morgen um 1972

Infolge des Heranrückens der Rote Armee begann Amon Göth damit, seine zusammengerafften „persönlichen“ Besitztümer fortzuschaffen und vom KZ Plaszow nach Brünnlitz zu transportieren. Diese Aktion diente einigen unzufriedenen SS-Männern in Plaszow als Anlass, Göth wegen seines dekadenten Lebensstils anzuzeigen. Der gefürchtete SS-Jurist Dr. Konrad Morgen nahm sich des Falls an und leitete ein Disziplinarverfahren gegen Göth ein.

Göths teuflischer Mordplan gegen Wilek Chilowicz

SS-Obergruppenführer Wilhelm Koppe
SS-Obergruppenführer Wilhelm Koppe

Indessen versuchte Göth, alle potentiellen Zeugen zu beseitigen, allen voran den jüdischen Lagerältesten Wilek Chilowicz, dessen Frau und OD-Mann Finkelstein. Da Göth diese auf Grund neuer Vorschriften nicht einfach grundlos erschießen konnte, sollten sie während eines arrangierten Fluchtversuchs exekutiert werden. Im Voraus informierte er seinen Vorgesetzten Wilhelm Koppe von einem bevorstehenden Aufstand im Lager und erhielt damit die schriftliche Genehmigung für eine „Blitzaktion: Blankovollmacht für Hinrichtungen ohne Vernehmungen und ohne Gerichtsverhandlung. Am Morgen des 13. August 1944 wurde der LKW, mit dem das Ehepaar Chilowicz, einige ihrer Verwandten und Finkelstein das Lager verlassen sollten, von Göth und einigen SS-Männern aufgehalten.

„Gerichtsverhandlung“

Göth verlieh den Erschießungen insofern Legitimität, indem er den SS-Offizier Richartz als "Gerichtsoffizier" einsetzte. In stundenlangen Diktaten schilderte Göth detailliert die angeblichen Vorbereitungen zum Lageraufstand. Dem Bericht fügte er die Namensliste der Rädelsführer bei, die noch am gleichen Tag am Schwanzhügel sterben sollten. Insgesamt wurden 14 Personen hingerichtet, wobei jeder der SS-Offiziere einige Opfer erschießen musste - eine Vorsichtsmaßnahme Göths, damit sich niemand aus der Verantwortung für das Massaker stehlen konnte. Auf der Liste mußte Pemper eine Zeile freilassen, und Pemper fürchtete, dass er selbst das Opfer sein werde. Aber Göth beglich eine alte Rechnung mit Adas Szab, seinem Hundewärter. Er soll für den Untergrund gearbeitet haben. Göth ritt durch das Lager, als er Szab fand, schoß er zweil Mal auf ihn. Adas war noch nicht sofort tot, und so befahl Göth, ihn zu hängen.

Göth mit Gewehr
Göth mit Gewehr

Zynischer Mord an Alexander Spanlang

Die letzte Zeile auf der Namensliste der Verschwörer war für den Fachleiter der Tischlerei- und Schreinerwerkstatt, Alexander Spanlang reserviert. Spanlang sollte an diesem Tag „liquidiert“ werden, auf dem Schwanzhügel, kurz vor seiner Hinrichtung hoffte er sich noch retten zu können, indem er davon sprach, dass er bei einem polnischen Bauern Reitpferde und wertvolle Fliesen deponiert habe. Zum Schein gingen Göth und Anton Scheid, SS-Untersturmführer auf Spanlangs Vorschlag ein. Nachdem Göth die Pferde und Fliesen abgeholt hatten, wurde er dennoch von Scheid erschossen. Auch Ala Gut, Chilowicz’s Zimmermädchen, die eine Liaison mit ihm hatte, ließ Göth erschießen, im Fall dass sie über Insiderwissen verfügte. Göth kannte kein Pardon.

Göth statuiert ein Exempel

Stella Müller 1950
Stella Müller 1950

Göth statuierte ein "Exempel", indem er allen Häftlingen an den Leichen der Chilowiczs, Finkelsteins und deren Familienangehörigen vorbeimarschieren liess. Zwei Häftlinge hielten eine riesige Leinwand hoch, auf ihr war zu lesen: „Erschossen wegen des Besitzes von Waffen, Geld und Diamanten während des Fluchtversuchs“. Stella Müller, ein 14-jähriges Mädchen konnte „den Blick nicht von den Fliegen abwenden, die in die offenen Münder und Nasenlöcher der Leichen krabbeln.“

Hinrichtung Adam Szabs und eines weiteren Verschwörers

Die Häftlinge mussten bei der Hinrichtung des Hundepflegers und eines weiteren „Verschwörers“ zusehen. Hela Rosner und Stella Müller, die wegblickten, wurden mit Peitschenhieben gezwungen, bei der öffentlichen Hinrichtung zuzusehen.

Enterdungsaktion

Der Posten von Chilowicz als Lagerkapo wurde nach dessen Tod mit Nacek Reben neu besetzt. Reben war dafür verantwortlich, die Spuren des Massenmords in Plaszow zusammen mit dem Sonderkommando 1005 zu beseitigen. Die "Enterdungsaktion" erfolgte durch zwei Gruppen von jeweils 40 Häftlingen, die Tag und Nacht, zum Teil mit bloßen Händen Leichen ausscharrten. Elinor Brecher schilderte die Umstände:

Es war sehr kalt, man brachte uns für gewöhnlich Suppe, die etwas dicker war als die übliche. Sie wollten nicht, dass wir vor Entkräftung nicht weiterarbeiten konnten. Die Toten lagen im Sandboden, daher war es nicht besonders schwierig, sie zu exhumieren. Aber sie waren verwest. Als mein Freund und ich einmal einen Körper hochhoben – er bei den Händen, ich bei den Beinen – fiel er auf halbem Wege in der Mitte auseinander. Ich stand da mit zwei Armen, er mit zwei Beinen.“

Vor der Deportation gerettet

Als Göths Zimmermädchen Helen ihre Schwestern unter einer Gruppe von Frauen sah, die in ein Vernichtungslager transportiert werden sollten, wandte sie sich sofort an Göth, damit dieser Helens Schwestern im Lager behalte. Indessen veranlasste Helens Freundin Lena Hirsch, dass Göths Geliebte Ruth Kalder die jüdische Polizei anrief und Helens Schwestern aus dem Transport nehmen ließ.

Media:Helena Hirsch.pdf
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