Kapitel 25 - Die Entstehung von "Schindlers Liste"

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Die geschlossene Fabrik
Die geschlossene Fabrik

Inhaltsverzeichnis

Die blonde Bestie, der Waise

Der korrupte 21-jährige Kapo des Arbeitskommandos 1005, Toni Fehringer, die „blonde Bestie“, quält und misshandelt die Lagerhäftlinge schwer. Er trägt das grüne Dreieck der Kriminellen. Er hat seine eigenen Eltern ermordet. Die Häftlinge nennen ihn den „Waisen“. Er betrügt die Gefangenen um Brot, Margarine, Marmelade, die er am Schwarzmarkt gegen Diamanten und Gold tauscht. Die Beute muss er allerdings mit einigen SS-Wachen und dem Stubenältesten teilen.

Toni ist für seine sadistische Grausamkeit gefürchtet, unter geringsten Vorwänden prügelt er Häftlinge bis zur Arbeitsunfähigkeit - ein sicheres Todesurteil, denn wer nicht arbeiten kann, wird liquidiert.

Häftlingskennzeichnungen im KZ
Häftlingskennzeichnungen im KZ

„Sport“ nach 14 Stunden Arbeit

Toni bricht den aus den Gräbern gezogenen Leichen die Goldfüllungen heraus, das Gold tauscht er gegen Schnaps. Nach der 14-stündigen erschöpfenden Arbeit bei Exhumieren und Verbrennen der Leichen, inmitten von Rauch und Gestank, leistet sich Fehringer einen besonderen Spaß. Er lässt die erschöpften Häftlinge am Appellplatz „Sport“ betreiben: dreißig Kniebeugen, hinlegen, aufstehen, im Laufschritt marsch- so lange bis die schwächeren von ihnen erschöpft zusammenbrechen.

Exhumierung und Verbrennung von Leichen
Exhumierung und Verbrennung von Leichen

„Nazi-Jäger“ Simon Wiesenthal spürt den Sadisten auf

Simon Wiesenthal und seine Frau Cyla
Simon Wiesenthal und seine Frau Cyla

Beim Kommando 1005 arbeitet auch der jüdische Architekt Simon Wiesenthal. Angesichts dieser Torturen beschließt Wiesenthal, Fehringer im Falle seines Überlebens wiederzufinden, um ihm seine gerechte Strafe zu erteilen. Tatsächlich macht er Fehringer 1947 in Kirchdorf an der Krems ausfindig und bringt ihn vor Gericht, Fehringer erhält 7 Jahre schweren Kerkers. Der „blonde Toni“ stirbt nach drei Jahren in der Haft.

Büroraum der Emalia
Büroraum der Emalia

Die Emalia wird geschlossen

Ende August 1944 müssen die Arbeiter aus den Außenlagern nach Plaszow zurückkehren, es beginnt für sie eine Zeit der Ungewissheit und Sorge um ihr Leben. Emilie Schindler, die in ihren Erinnerungen zwar einiges durcheinanderbringt und nicht immer eine 100% zuverlässige Quelle ist, gibt den folgenden Stimmungsbericht von der schwierigen Situation Oskar Schindlers Ende August 1944 und zitiert Ihren Mann wie folgt:

Die Lage wird immer unhaltbarer. Göth hat beschlossen, das Lager Plaszow zu schließen und alle Gefangenen, also auch unsere Arbeiter, nach Auschwitz zu schicken. Wir müssen unsere Leute unbedingt wegbringen, damit wir anderswo weiterarbeiten können. In Brünnlitz ist mir ein Rüstungsbetrieb angeboten worden, das wäre ideal, glaube ich. Doch weiß ich nicht mehr, was ich machen soll, damit er unseren Umzug genehmigt. Ich habe es mit Diamanten versucht, mit Schmuck, Geld, Wodka, Zigaretten, Kaviar. Mir fällt nichts mehr ein. Ich werde ihm ein paar hübsche Frauen schicken, um ihn irgendwie zufrieden zu stellen, mit seiner letzten Geliebten scheint es ja nicht mehr so richtig zu klappen. Die Frau ist zu friedliebend und versucht andauernd, ihn von seinen sadistischen Exzessen abzubringen. Göth hat allmählich genug von ihr. Vielleicht geht es damit. Sorgen macht mir aber auch die Liste, die wir vorlegen müssen. Ich kenne die Arbeiter nicht, ihre Familien ebenso wenig, weiß kaum die Namen der wenigen, die zu mir ins Büro kommen, um zu sagen, dass etwas fehlt. Und von den anderen habe ich erst recht keine Ahnung. Mit den ehemaligen Besitzern der Fabrik habe ich bereits gesprochen. Einer der Juden wird die Liste der Arbeiter aufstellen, die wir mit nach Brünnlitz nehmen. Das alles macht mich nervös und deprimiert mich, ich bin es einfach nicht gewöhnt, die Dinge nicht selbst regeln zu können.“ (Oskar Schindler , zitiert nach Emilie Schindler, nach J. Sachslehner, S. 346)

Eine Seite aus Schindlers Liste vom 21.10.1944 nach J. Sachslehner
Eine Seite aus Schindlers Liste vom 21.10.1944 nach J. Sachslehner

Die Liste nach Goldberg

Nach David Crowe und Johannes Sachslehner fertigte der korrupte jüdische OD-Mann Marcel Goldberg die „Liste“ an, und beschaffte den zahlungskräftigen Bittstellern einen Platz auf der Liste. Mietek Pemper als verlässlichster Zeitzeuge sieht dies allerdings völlig anders. In gewisser Weise sind Oskar Schindler und Göth aufeinander angewiesen. Göth will nicht an die Front und weiterhin Lagerleiter bleiben. Zudem möchte er seine Schätze von Plaszow wegschaffen, und hierzu benötigt er auch Geld. Oskar Schindler benötigt Göth, um freie Hand beim Abtransport seiner 1000 Juden zu bekommen.

Dr. Georg Konrad Morgen um 1972
Dr. Georg Konrad Morgen um 1972

Gegen Göth

Inzwischen wendet sich die SS-Mannschaft gegen Göth, der selbst seine eigenen Männer wegen jedes kleinsten Vergehens anklagt. In der von den SS-Männern verfassten Anzeige heißt es, Göth lebe wie ein Pascha in Luxus, während an der Front täglich Soldaten sterben würden, und auch Göths Schwarzmarktgeschäfte kommen zur Sprache. Nachdem Dr. Konrad Morgen Göths Fall übernommen hat, finden die Anschuldigungen gegen Göth durch den Fund eines Waggons mit dessen Beutegut im August 1944 ihre Bestätigung.

Einzelnachweise

Nach : Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 343-349; Mietek Pemper,Der Rettende Weg. Schindlers Liste.Die wahre Geschichte; Hamburg 2005; S. 281-208


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