Kapitel 26 - Verhaftung und SS-Gericht

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Göth in polnischer Haft
Göth in polnischer Haft

„Was? So viele Juden? Uns hat man immer gesagt, da wird kein Schwanz übrig bleiben“

Amon Göth bei seinem Prozess in Krakau, zitiert nach Mietek Pemper; Der Rettende Weg, Schindlers Liste, Die wahre Geschichte, Hamburg 2005, S. 235

Inhaltsverzeichnis

Göth vor Gericht

Am 6. September geht bei SS-Standartenführer Rudolf Brandt im persönlichen Stab Himmlers ein Telegramm von HSSPF Ost Wilhelm Koppe ein. Koppe reagiert auf eine Anfrage Brandts in Sachen Göth:

Gegen Hauptsturmführer Göth läuft im Augenblick ein gerichtliches Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauchs. Im Laufe des Verfahrens aufgetauchte andere Verdachtsmomente werden gleichzeitig untersucht.“[1]

Am 13. September 1944 wird Amon Göth aus seiner Villa von 2 Gestapobeamten abgeholt und abgeführt. Nach Plaszow kehrt Göth nicht mehr zurück. Der Haftbefehl gegen Göth ist vom SS-und Polizeigericht VI in Krakau ausgestellt worden: Verdacht auf Aneignung von Wertgegenständen und Geld jüdischer Häftlinge mit dem Ziel persönlicher Bereicherung sowie die unvorschriftsmäßige Behandlung von Häftlingen im KZ Plaszów. In Wien wird Göth dem SS-Untersuchungsrichter Dr. Konrad Morgen vorgeführt.

SS-Standartenführer Rudolf Brandt
SS-Standartenführer Rudolf Brandt
Kinder begrüßen HSPP Ost Wilhelm Koppe(links), SS-Chef Heinrich Himmler(mitte) und NSDAP-Gauleiter Fritz Bracht
Kinder begrüßen HSPP Ost Wilhelm Koppe(links), SS-Chef Heinrich Himmler(mitte) und NSDAP-Gauleiter Fritz Bracht

Schindler unter Verdacht

Da man bei Amon Göth 80.000 RM Bargeld gefunden hat, und dieser behauptete, das Geld von Oskar Schindler erhalten zu haben, wird nun auch gegen diesen ermittelt.Schindler wird im Oktober 1944 in Brünnlitz verhaftet und in Handschellen nach Krakau gebracht. Den jüdischen Häftlingen, welche die Waggons aus Krakau ausladen, gelingt es gerade noch, persönliche Sachen Göths, die Verdacht erregen könnten, zu verstecken. Schindler sagt aus, dass er von den Unterschlagungen Göths nichts wisse und diesen auch nie bestochen habe. Er streitet auch nicht ab, Göth das Geld gegeben zu haben, allerdings nur als Darlehen. Nach 8 Tagen kommt Schindler dank seiner Beziehungen zu Rüstungsinspekteur Generalleutnant Maximilian Schindler wieder auf freien Fuß, gerade rechtzeitig, um in Plaszow beim „Verladen“ der 300 Schindlerfrauen anwesend sein zu können. SS-Obersturmführer Arnold Büscher, der neue Kommandant des Lagers, hätte sie zusammen mit 1700 weiteren Frauen nach Auschwitz geschickt, ohne sie von diesen wie vorgesehen entsprechend zu trennen.

Göth wird auf Kaution entlassen

SS-Oberführer Julian Scherner
SS-Oberführer Julian Scherner

Göth und Julian Scherner werden zusammen vor ein SS-Ehrengericht gestellt. Die Anklagepunkte lauten: finanzielle und andere Unstimmigkeiten im Lager Plaszow. Nach Aussagen Pempers wurde er zuerst in das Militärgefängnis Breslau und von dort aus nach Wien gebracht. Aber zuerst einmal wird Göth im Oktober 1944 auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen, wohl aus gesundheitlichen Gründen. Julian Scherner wird zum Hautpsturmführer der Reserve degradiert und zur berüchtigten Brigade Dirlewanger strafversetzt. Er fällt am 28. April 1945 im Wald von Niepolomice, unweit von Krakau im Kampf gegen Partisanen. Im November laufen die Ermittlungen gegen Göth trotz seiner Freilassung weiter. In Brünnlitz trifft eine Kommission der Gestapo ein. Die Beamten sehen sich das Magazin an, in dem Göth seine Schätze aufbewahrt. Koffer und Schachteln und 60 Kisten stapeln sich in der Halle bis zur Decke, alles trägt die Initialen „A.G.“. Es finden sich Pelze, Kleider, Wein, Cognac, Zigaretten, Schokolade und andere Luxusgüter.

Amon Göth vor Gericht
Amon Göth vor Gericht

Scheidungsklage gegen Amon Leopold Göth

Anna Göth hat von dem Verhältnis Amons mit Ruth Kalder erfahren und fordert die Scheidung. In der Anwaltskanzlei von Rechtsanwalt Dr. Max Preissecker trifft ein Schreiben Göths ein, ohne Ortsangabe. Göth erklärt sich bereit, 30% des Verlages an seine Frau im Falle der Scheidung abzutreten. Göth will, dass die Scheidung möglichst schnell und im beidseitigen Einvernehmen durchgeführt wird. Offenbar sitzt Göth in Dachau in Haft ein. Ruth Kalder, Göths Lebensgefährtin in Plaszow, kommt in die Rechtsanwaltskanzlei Dr. Preisseckers in Wien, gemeinsam mit Göths Vater Franz, um dort eine Aussage zu machen. Sie erklärt, dass Amon Göth selbst „Interesse“ an einer Scheidung hätte, um sie so bald als möglich heiraten zu können. Amon sei auch bereit, das Alleinverschulden an der Ehescheidung auf sich zu nehmen. Als Kontaktadresse gibt sie Schindlers Emailwarenfabrik in Krakau an. Am 17. Januar ist die Scheidungsklage in der Kanzlei des Rechtsanwaltes fertiggestellt. In der Begründung für ihren Scheidungsantrag schreibt Anna Göth: „Mein Gatte war SS-Hauptsturmführer mit letztem Dienstort in Krakau. Wie ich Ende vorigen Jahres erfahren habe, hat er mich am laufenden Band betrogen, zuletzt mit einem gewissen Fräulein Ruth Kalder.“ Da es dem Rechtsanwalt nicht gelingt, mit Göth Kontakt aufzunehmen, und eine Klärung der vermögensrechtlichen Fragen daher nicht möglich ist, bleibt die Klage zunächst in der Schublade liegen.[2]

Ruth Kalder in Plaszow
Ruth Kalder in Plaszow

Göth taucht in Brünnlitz auf

Ende Januar taucht Amon Göth in Brünnlitz auf und versetzt die Häftlinge in Angst und Schrecken. Schindler beruhigt sie: „Das ist nicht der gleiche Göth, er kann euch nichts mehr antun. Er kommt nur hierher, um seine Sachen abzuholen. „ Göth nutzt die Gelegenheit, um Mietek Pemper auszuhorchen. Er will wissen, was die SS ihn alles gefragt habe. Pemper erwidert ihm, dass er darüber keine Auskunft geben dürfe, erzählt im aber dann doch dieses und jenes. Da Gespräch dauert nicht lange, Göth sieht Pemper erst im Herbst 1946 auf der Anklagebank in Krakau wieder.[3]

Göth nach seiner Verhaftung
Göth nach seiner Verhaftung
Bild:Identifikation Amon Göths als Prisoner of War.jpg
Identifikation Amon Göths als Prisoner of War

Göths erneute Verhaftung

Telegramm Koppe Ermittlungen gegen Göth 6-9-44
Telegramm Koppe Ermittlungen gegen Göth 6-9-44

Im Februar weilt Göth in Wien, offensichtlich nicht nur wegen der Ehescheidung. Am 13. Februar wird er ins Lazarett in der Sternwartestrasse 74 aufgenommen. Es besteht der Verdacht auf ein Geschwür des Zwölffingerdarms. Am 17. Februar 1945 wird Amon Leopold Göth dort von der SS-Feldpolizei verhaftet und in das Polizeigefängnis Rossauerlände gebracht. Am 21. Februar kommt er ins bayerische Strafgefängnis in München-Stadelheim. Diesmal lautete der Grund für die Festnahme: „Verdacht auf Devisenvergehen“, verhängt vom Hauptamt SS-Gericht Traunstein. Am 27. April wird er dann zum Flak-Ersatz- Regiment 3 nach München-Freimann überstellt.

Bayerisches Strafgefängnis München-Stadelheim
Bayerisches Strafgefängnis München-Stadelheim

Einzelnachweise

  1. J. Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien, Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 351. Die „anderen“ Verdachtsmomente bezogen sich zweiffellos auf Göths Unterschlagungen, vor allem auf den mit Schmuggelgut vollgestopften Waggon in Opawa.
  2. Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien, Wien-Graz-Krakau 2008, S. 351-359
  3. Mietek Pemper, Der Rettende Weg. Schindlers Liste- Die wahre Geschichte; Hamburg 2005; S. 212
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