Kapitel 5: Die Emalia als Nebenlager des Arbeitslagers
Aus PemperWiki
„Wenn ich ihn besuche, muss ich mindestens 5-6 Flaschen mitnehmen, und eine Flasche Kostet 2000-3000 Zloty. Ich bin mit ihm auf die Jagd gegangen, ich habe mit ihm getrunken. Ich habe versucht, ihm zwischen zwei Flaschen Schnaps klarzulegen, dass die Ermordung der Juden eigentlich sinnlos und überflüssig ist. Ich glaube, auf ihn gewirkt zu haben. Ich habe bei ihm erreicht, dass er mir erlaubt, Juden zur Arbeit in meine Fabrik zu bestellen. Ich kann selbst bestimmen, wen ich haben will. Das ist eine große Errungenschaft.“
– Oskar Schindler über Amon Göth, zitiert nach:J. Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 192f
Pacht und Ausbau der Infrastruktur
Am 14.11.1939 unterzeichnet Oskar Oskar Schindler den Pachtvertrag für die „Rekord GmbH“, eine Emailwarenfabrik in der Lipowastrasse 4, die 1937 von drei jüdischen Kaufleuten gegründet worden war und im Sommer 1939 Konkurs anmelden musste. Die Fabriksgebäude liegen in Krakau-Zablocie, einem Quartier des Arbeiterwohnviertels Podgorze, genau dort, wo ab März 1941 die Grenze des neu errichteten Krakauer Ghetto verlaufen wird. Von hier bis zu den beiden jüdischen Friedhöfen an der Jerolimskastrasse, dem künftigen Standort des Zwangsarbeiterlagers Plazow, sind es ca. 3 Kilometer. Das Unternehmen wird als „Deutsche Emailwarenfabrik Oskar Schindler“ bzw. als Emalia weitergeführt. Im April 1940 waren nur 7 Juden neben 250 polnischen Arbeitern beschäftigt, 1942 werden es 550 jüdische Arbeitskräfte sein, 1943 um die 900 und 1944 über 1000 Juden.[1] Oskar Schindler betrieb die Fabrik von November 1939 bis zum Januar 1945.
Um 1935 bestand die Firma aus zwei Gebäuden, einem 45 Meter hohem Ziegelschornstein und einem Lagerhaus. Nach 1940 erweiterte Schindler das Gelände und baute zusätzlich ein Lohnbüro, eine ärztlich-zahnärztliche Ambulanz, eine Werksküche mit Essraum, Garagen und Pferdeställe dazu. In den Jahren 1941 und 1942 entsteht zudem ein großes Gebäude für Blechstanzen und –pressen und ein Lagerraum. Außerdem baute Schindler ein neues Bürohauptgebäude mit Tordurchfahrt und verglastem Treppenhaus. 1942/43 entstand schließlich noch ein Kesselhaus für zwei Niedrigdruckdampfkessel und ein Stanzwerk, das 1944 fertig gestellt wurde. Am 31.01.1942 verlängerte Schindler den Pachtvertrag und entschloss sich kurze Zeit später, die „Emalia“ in einer öffentlichen Auktion zu kaufen.
Kauf der Emalia 1942
Schindler kaufte den Betrieb nach einer Empfehlung des vom Handelsgericht mit der Abwicklung beauftragten Polen Dr. Zawisza. Nathan Wurzel, der Schindler später schwer beschuldigte, bestätigte 1942, dass er nicht der frühere Eigner des Unternehmens war und auch keine Forderungen an dieses zu erheben habe. Erst danach erfolgte die Auktion, sodass Schindler am 16.9. 1942 gegen eine Barzahlung von 254 000 Zloty - ein Spottpreis für ein Unternehmen, das 1942 einen Profit von 3 Millionen Zloty machte - neuer Besitzer wurde.[2] Am 6. Mai 1945, also genau zwei Tage bevor Schindler aus Brünnlitz floh, bezifferte Schindler den Wert seiner Fabrik auf 1 910 000 Mark.
Bedeutsame Rolle Abraham Bankiers
Mit dem jüdischen Geschäftsmann Abraham Bankier, dem ehemaligen Prokuristen der Rekord GmbH, hat er einen vorzüglichen Kenner des Schwarzmarkts an seiner Seite, und der deckt 80% des Bedarfs der Bevölkerung im GG (Gangster Gau bzw. Generalgouvernement). Bankiers Geschick und Risikobereitschaft verdankt Schindler die hohen Gewinne der „Emalia“ aus der Schattenwirtschaft, die er investiert, um noch mehr Juden anzustellen, um so deren Überleben zu retten. Mittlerweile haben die Deportationen ins Vernichtungslager Belzec begonnen, die Gestapo und die SS macht auch nicht Halt vor Juden mit dem „Blauschein“. Im Juni 1942 kann Schindler erst in letzter Minute Abraham Bankier und andere Mitarbeiter aus dem Todeszug holen.[3]
Göth und Schindler
Ende März erhält Oskar Schindler einen Brief von Albert Hujer, mit der Aussage, dass die ihm „zugeteilten jüdischen Arbeitskräfte ab sofort nicht mehr zu (Schindlers) Arbeitsstätte ausrücken.“ [4] Hujer begründete dies damit, dass „die Bedarfsträger jüdischer Arbeitskräfte die Juden von und zur Arbeitsstätte durch bewaffnete Personen bzw. Posten zu begleiten“ seien. Diese sicherheitspolizeiliche Maßnahme sei von Schindler „in keiner Weise berücksichtigt“ worden.[5] Um Unheil für seine Fabrik zu verhindern, setzte sich Schindler sofort mit Göth ins Benehmen.[6]
Tatsächlich versuchte Göth Schindler anfangs zu zwingen, seine Fabrik in das neue Industriegelände des Lagers Plaszów zu verlegen. Er drohte Schindler mit dem Entzug seiner jüdischen Arbeitskräfte, sollte er sich weigern umzuziehen. Aber Schindler verfügte über ein unerschütterliches Selbstvertrauen und erwiderte Göths Einschüchterungsversuche mit einem Scherz: “Ich kann doch meine schweren Emailöfen nicht auf Rädern ins Lager ziehen.“ Irgendwann war das Thema dann erledigt.[7] Schindler, ein „Kontaktkünstler“[8] versteht sich auf Anhieb mit Göth. Sie sind gleich alt, und haben einiges gemeinsam: Jeder verfügt auf seine Weise über die Gabe, Leute,die mächtiger sind als sie,zu manipulieren. Beide können Eindruck schinden und gewinnen das Wohlwollen anderer. Beide sind Showmaster und schlau genug, um ihre eigentlichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.[9]
„Zweckbündnis“ zur Errichtung des Außenlagers
Schindler freundet sich mit Amon Göth an, duzt „Mony“, der von den großzügigen Geschenken und den hübschen Frauen, die Schindler mitbringt, beeindruckt ist. Schindler kann Mony von der Notwendigkeit eines Außenlagers für die Arbeiter der „Emalia“ überzeugen. Der lange Anmarsch aus Plaszów in die Fabrik sei ein Sicherheitsrisiko und zugleich nachteilig für die Produktivität, meint Schindler, der noch dazu die Kosten übernimmt. Nach den Aussagen seiner Tochter Monika soll Göth sich sehr wohl über die wahren Motive Schindlers im Klaren gewesen sein.[10]
Investitionen Schindlers
Der siebenseitige Bericht Schindlers an den American Joint Distribution Committee (AJDC) in Budapest: „Die Bekenntnisse des Herrn X“, der in „Schindlers Koffer“ neben 1900 anderen Dokumenten gefunden wurde, berichtet genauer von Schindlers Umgang mit Göth: „Wenn ich ihn besuche, muss ich mindestens 5-6 Flaschen mitnehmen, und eine Flasche Kostet 2000-3000 Zloty. Ich bin mit ihm auf die Jagd gegangen, ich habe mit ihm getrunken. Ich habe versucht, ihm zwischen zwei Flaschen Schnaps klarlegen, dass die Ermordung der Juden eigentlich sinnlos und überflüssig ist. Ich glaube, auf ihn gewirkt zu haben. Ich habe bei ihm erreicht, dass er mir erlaubt, Juden zur Arbeit in meine Fabrik zu bestellen. Ich kann selbst bestimmen, wen ich haben will. Das ist eine große Errungenschaft.“[11]
Errichtung eines Außenlagers
Göth jedenfalls erwirkte bei Julian Scherner die Genehmigung dafür, dass am 8.5.1943 zwischen dem rechten Weichselufer und dem Fabrikgelände ein Außenlager errichtet wird. Bis zum 25. Mai werden 558 Juden aus Plaszów hierher verlegt, erster Kommandant ist SS-Oberscharführer Albert Hujar. Von den insgesamt 11 Baracken sind 7 für die Häftlinge vorgesehen, in den vier anderen werden ein Ambulatorium und die Lagerküche sowie die Wachmannschaften und die OD-Männer untergebracht. Bewacht wird das Lager von den „schwarzen“ Ukrainern und dem fabrikeigenen Werkschutz der „Emalia“. Auch Arbeiter aus anderen Firmen finden in den Baracken in der Lipowastraße Unterkunft, z.B. Häftlinge, die in der „Neuen Kühler- und Flugzeugteile- Fabriken Kurt Hodermann Gmbh“ oder in der Barackenbaufirma Chmielewski beschäftigt sind. Im Sommer 1943 stimmt Göth noch der Errichtung eines weiteren Außenlagers zu, nämlich für die Arbeiter des Nachrichtengerätelagers der Luftwaffe.[12]
Das Emalia-Nebenlager
Schindler erwarb ein unmittelbar an die Emalia angrenzendes Grundstück, um das Nebenlager zu errichten. Die Anforderungen der SS waren sehr hoch; er musste die gesamten Baukosten von 600.000 Zloty übernehmen. Von diesem Geld wurden „Umzäunung, Wachtürme, Baracken, Kanalisation, Waschräume, Toiletten, Ärzte Ambulatorien, Krankenreviere für Männer und Frauen, Lagerküche, Wäscherei, Lebensmittelmagazin, Lagerschreibstube, Wachblock für Wachmannschaften sowie die für ein Lager erforderliche Inneneinrichtung der Wohnräume, Küchen und Zahnärzte.“ bezahlt.[13]
Im Schindler -Nachlass des Bundesarchivs in Koblenz sind einige Architektenzeichnungen erhalten, welche das Nebenlager bzw. „Judenlager“ darstellen.[14] Danach befanden sich die Fabrikanlagen direkt hinter dem Eingangsbau. Dahinter und links davon standen das Emaillierwerk, rechts das Stanzwerk. Im Herbst 1944 stellte die Siemens AG die große Halle für das neue Stanzwerk fertig. Hinter der Halle wurde das Nebenlager gebaut, das mit doppeltem Stacheldrahtzaun umgeben und an beiden Enden des Lagers mit zwei Wachtürmen umsäumt war. Insgesamt entstanden drei große Baracken, zwei für Männer, eine für Frauen, sowie einige kleinere Baracken. Das gesamte Lager war in 7-8 Tagen fertiggestellt.
Verbesserung für die Häftlinge
Auch in dem neuen Außenlager gibt es einen Appellplatz, auch dieses Lager ist mit Stacheldraht mit Wachtürmen mit Maschinengewehren umgeben, aber die Verpflegung hier ist deutlich besser. Die Jüdische Unterstützungsstelle „JUS“ kann immer wieder Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial anliefern. Schindler kauft auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel und gibt hierfür bis zu 50 000 Zloty monatlich aus.[15] Vor allem bleiben den Arbeitern die schlimmen Schikanen erspart, die das Leben im Hauptlager zur Hölle machen. Allerdings muss zu den Hinrichtungen am Appellplatz Plaszów immer ein Vertreter der Häftlinge anwesend sein.[16]
[[Bild:Jewish prisoners carry food containers in Plaszów.jpg|Gefangene tragen die Essen-Rationen zur Vergabe|thumb|left]]
Die Lebensbedingungen
Die genaue Zahl der in Schindlers Lager lebenden Häftlinge ist unklar. Nach seinem Finanzbericht vom Spätsommer 1944 lebten etwa 1450 Juden in seinem Lager, also ungefähr 500 Menschen pro Baracke, in denen eine grausame Enge herrschte. Im Spätsommer 1944, vor dem Räumungsbefehl für die Emalia gelang es Schindler , weitere 450 Juden aus den an sein Werklager angrenzenden Fabriken in seinem Lager unterzubringen und so „vor der Aussiedlung“ zu bewahren.[17] Die Baracken waren jeweils für 300 Personen ausgelegt, im Spätsommer 1944 aber beherbergten sie bis zu 450 Personen. In Auschwitz plante Karl Bischoff, Leiter der Bauabteilung, in den gleichen Baracken 744 Personen unterzubringen. Es war nicht ungewöhnlich, dass jeweils zwei Juden sich in 12-Stundenschichten den Schlafplatz teilten, die nach SS-Standard 1,2 mal 1,5 Meter groß und drei- oder vierstöckig angelegt waren.[18]
Angebot der Selektion
Wie menschenverachtend Göth mit den Juden umging, zeigt seine Reaktion auf eine Anfrage Gerhard Maurers, ob er vorübergehend 10 000 ungarische Juden aufzunehmen bereit sei. Göth war unter zwei Bedingungen einverstanden. Maurer müsse ihm genehmigen, das Lager von „unproduktiven Elementen ..... von Alten, Kranken, Schwachen, Arbeitsunfähigen und auch von Kindern zu säubern und die Schlafplätze doppelt zu nutzen.“[19]
Bessere Ernährung im Nebenlager
Schindlers Nebenlager unterschied sich erheblich von den anderen, da die Verpflegung gesichert und besser war. Die Gefangenen waren sicher vor Misshandlungen und willkürlichem Töten durch die SS. Jüdische Arbeiter nannten die Emalia das „Paradies“. Schindler erwähnt in seinem Finanzbericht 1945 nach dem Krieg, dass er von 1942 bis 1944 die gesamte Verpflegung für die Arbeiter von Emalia auf dem Schwarzmarkt gekauft habe. Pro Monat habe er 50 000 Zloty ausgegeben, insgesamt bezifferte er die Gesamtkosten für Verpflegung auf 1,8 Millionen Zloty.[20] Zusätzlich kaufte Schindler Lebensmittel und sogar Zigaretten für seine Arbeiter auf dem Schwarzmarkt. Schindler war aber auch intelligent. Er wusste, dass einigermaßen gut ernährte und geschützte Arbeiter mehr leisten konnten als diejenigen, die unablässig um ihr Leben fürchten mussten.
Ernährung im Hauptlager Plaszów
Dr. Aleksander Bieberstein schätzte, dass jeder Häftling pro Tag 2200 bis 2500 Kalorien von der Lagerleitung zugewiesen bekam. Allerdings unterschlug die SS Lebensmittel, um diese auf dem Schwarzmarkt zur Finanzierung von Göths Abendgesellschaften zu verkaufen. Man muss davon ausgehen, dass die Insassen in Plaszów nur 700 bis 800 Kalorien erhielten, die Lagerrationen bestanden aus schwarzem Kaffee ohne Zucker morgens, mittags aus einer wässrigen Suppe und des Abends aus Gemüsewasser. Dazu kam eine tägliche Brotration von 390 Gramm. Neben Brot wurden auch Graupen aus Gerste ausgegeben.
Fernhalten der SS-Leute vom Nebenlager
Eines der größten Probleme für Schindler war es, die SS von seinem Betrieb fernzuhalten, da die bessere Behandlung der Schindlerjuden die SS-Männer verärgerte: „… da war ein sechzehnjähriger Jude, der über Kopfschmerzen klagte(…) plötzlich erschien einer von Göth s Leuten mit Schindler , um den Raum zu inspizieren. „Was machst du denn hier?“ fragte er als er den Jungen sah. Sie wollten den Jungen töten, weil er überhaupt nicht krank wirkte. Schindler brachte ihn davon ab…“[21]
Kontrollgänge in der Emalia
Göth machte auch Kontrollgänge bei der „Emalia“, kündigte diese jedoch zuvor, sodass Schindler dann seine Arbeiter warnen konnte. Göth sorgte für peinliche Sauberkeit. Ein am Boden liegendes Papier musste von einem der anwesenden Arbeiter mit dem Mund aufgehoben werden. Betrat Göth mit seinem Gefolge zusammen mit Schindler die Halle, mussten die jüdischen Arbeiter niederknien, des Öfteren schlug er den Knienden die Peitsche über den Rücken. Die Anwesenheit Schindlers verhindert des Öfteren so manche Untat des Massenmörders.[22] Ohne die Emalia hätten viele Juden das Kriegsende nicht erlebt. Dort fühlen sich die jüdischen Zwangsarbeiter schon beinahe befreit. Sie fanden Zeit zum Fußball spielen, zum Ausruhen und sogar für Liebesaffären.
Bemühen um Verlagerung der Fabrik
Hinsichtlich des Vorrückens der sowjetischen Truppen schwand die Sicherheit, die Schindler seinen Juden bieten konnte und er bemühte sich in Berlin um eine Betriebsverlagerung nach Brünnlitz. Während die ersten Einheiten der Roten Armee am 17. Juli 1944 nach Polen einrückten, erhielt Schindler die Aufforderung, die Evakuierung des Emalia-Werkes nach Deutschland vorzubereiten. In den letzten beiden Kriegsjahren herrschte nämlich in der deutschen Industrie auf Grund der Kriegsverpflichtung ein akuter Mangel an Arbeitskräften. Folglich stimmte die SS Ende 1943/Anfang 44 dem Einsatz von Arbeitsjuden zu. So wurde Plaszów zu einem Exportzentrum für jüdische Arbeitskräfte in andere Rüstungsbetriebe. Dies kam Schindler s Plänen, die Rüstungsabteilung seines Betriebs ins Reichsgebiet zu verlegen, durchaus entgegen. Die Evakuierung ging schnell voran, nachdem Schindler die Genehmigung erhalten hatte, 300 Arbeiter, die den Umzug ins Reich vorbereiten sollten, bei Emalia zu belassen. Die anderen etwa 700 Arbeiter mussten nach Plaszów und anschließend in KZ Mauthausen gebracht werden. Beim Abtransport nach Mauthausen konnte Schindler die Versorgung der Arbeiter mit ausreichend Wasser gewährleisten, was sowohl in Spielbergs Film als auch in Keneallys Roman thematisiert wird.[23]
Die Emalia wird geschlossen
Ende August 1944 müssen die Arbeiter aus den Außenlagern nach Plaszów zurückkehren, es beginnt für sie eine Zeit der Ungewissheit und Sorge um ihr Leben. Emilie Schindler, die in ihren Erinnerungen zwar einiges durcheinanderbringt und nicht immer eine 100% zuverlässige Quelle ist, gibt den folgenden Stimmungsbericht von der schwierigen Situation Schindler s Ende August 1944 und zitiert Ihren Mann wie folgt:
„Die Lage wird immer unhaltbarer. Göth hat beschlossen, das Lager Plaszów zu schließen und alle Gefangenen, also auch unsere Arbeiter, nach Auschwitz zu schicken. Wir müssen unsere Leute unbedingt wegbringen, damit wir anderswo weiterarbeiten können. In Brünnlitz ist mir ein Rüstungsbetrieb angeboten worden, das wäre ideal, glaube ich. Doch weiß ich nicht mehr, was ich machen soll, damit er unseren Umzug genehmigt. Ich habe es mit Diamanten versucht, mit Schmuck, Geld, Wodka, Zigaretten, Kaviar. Mir fällt nichts mehr ein. Ich werde ihm ein paar hübsche Frauen schicken, um ihn irgendwie zufrieden zu stellen, mit seiner letzten Geliebten scheint es ja nicht mehr so richtig zu klappen. Die Frau ist zu friedliebend und versucht andauernd, ihn von seinen sadistischen Exzessen abzubringen. Göth hat allmählich genug von ihr. Vielleicht geht es damit. Sorgen macht mir aber auch die Liste, die wir vorlegen müssen. Ich kenne die Arbeiter nicht, ihre Familien ebenso wenig, weiß kaum die Namen der wenigen, die zu mir ins Büro kommen, um zu sagen, dass etwas fehlt".
The History of Emalia (nach Alexander Skotnicki) |
---|
Einzelnachweise
- ↑ Nach Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Klagenfurt-Graz 2008; S. 189-201
- ↑ Nach Crowe, S. 208
- ↑ J. Sachslehner, S.190
- ↑ dieser Brief war von Mietek Pemper geschrieben worden, vgl. M. Pemper, S.93f, der Inhalt wird dort zitiert.
- ↑ Zitiert nach Mitek Pemper.a.a.O., S.94
- ↑ Mietek Pemper, S. 94
- ↑ Nach Mietek Pemper, S.100
- ↑ so Mietek Pemper, S. 94
- ↑ J. Sachslehner, S. 190
- ↑ So J. Sachslehner, a.a.O., S. 192
- ↑ BA Koblenz, ‚Bestand N 1493: Schindlernachlass, zitiert nach: J. Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 192f
- ↑ So J. Sachslehner, a.a.O., S. 193; Mietek Pemper, S. 100ff
- ↑ Schindlers Finanzbericht 1945, zitiert nach D.Crowe, S. 326
- ↑ BA Koblenz, NL Schindler , vgl. Skizzen nebenanstehend sowie bei D. Crowe im Abbildungsteil des Buches vor dem Text, Lageplan auch bei Erika Rosenberg (Hrsg): Ich, Oskar Schindler ; München 2000; S. 101
- ↑ Bericht Schindler s für den Joint von 1945, BA Koblenz, ‚Bestand N 1493: Schindler nachlass; abgedruckt bei: Erika Rosenberg (Hrsg.); Ich, Oskar Schindler . Die persönlichen Aufzeichnungen , Brief und Dokumente; München 2000; S. 83-99
- ↑ so Johannes Sachslehner, a.a.O., S. 194
- ↑ Finanzbericht Schindlers 1945, abgedruckt bei: Erika Rosenberg (Hrsg.): Ich, Oskar Schindler ; München 2000; S. 83-99
- ↑ zitiert nach D. Crowe, S. 329
- ↑ Protokoll Göth-Prozess, zitiert nach D. Crowe, S. 329
- ↑ Schindlers Finanzbericht, vgl. Erika Rosenberg, S. 83-99, hier S. 99 Aufstellung
- ↑ zitiert nach D. Crowe, S. 332
- ↑ J. Sachslehner, a.a.O., S. 196
- ↑ Nach Mietek Pemper, S. 188ff; D.Crowe, S. 367ff
Kapitel 1: Der junge Schindler • Kapitel 2: Agent der Abwehr • Kapitel 3: Schindler in Krakau • Kapitel 4: Schindlers Wandel • Kapitel 5: Die Emalia als Nebenlager des Arbeitslagers • Kapitel 6: Oskar Schindler als Kurier • Kapitel 7: Verlagerung der Fabrik nach Brünnlitz • Kapitel 8: „Schindlers Liste“ • Kapitel 9: Brünnlitz • Kapitel 10: Schindler in Deutschland • Kapitel 11: Auswanderung nach Argentinien und Rückkehr • Kapitel 12: Das Filmprojekt über Oskar Schindler • Kapitel 13: Schindlers letzte Jahre