Plaszow als Zwangsarbeiterlager

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Lageplan Krakau-Plaszow

„So wenig wie möglich von einander zu wissen war stets der beste Schutz“

Mietek Pemper, Der Rettende Weg, Schindlers Liste, Die Wahre Geschichte, Hamburg 2005, S.142

Inhaltsverzeichnis

Lagersystem

Portait von Oswald Pohl
Portait von Oswald Pohl
Portrait von Albert Speer aus einem Kalender
Portrait von Albert Speer aus einem Kalender

Seit Frühjahr 1943 unterstanden die Fabrikanlagen im Distrikt Krakau der SS und wurden von der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke GmbH) kontrolliert. Die DAW war integriert in die Amtsgruppe W des WVHA unter SS-Gruppenführer Oswald Pohl. Anfang 1942 wurde Albert Speer Reichsminister für Bewaffnung und Munition und somit zum Herrscher in der Kriegsproduktion. Speers Rüstungsfachleute waren für die Verwaltung und die Planung der Fabriken verantwortlich.

Die Amtsgruppe D des WVHA

Die Amtsgruppe D des WVHA, die Richard Glücks unterstand, sorgte für den Ersatz von Arbeitskräften und die Beseitigung der Toten. Da Richard Glücks ausgesprochen inkompetent war, übernahm Gerhard Maurer, der Leiter des Amts DII, seine Stelle und räumte den Lagerärzten große Machtbefugnisse ein, wie die Selektion in der Fabrik selbst. Kranke, Verletzte und Arbeitsunfähige wurden aussortiert. Der Einsatz von Zwangsarbeitern führte zu Produktionsstörungen, die durch die SS verursacht wurden. Der Amtsgruppe C unterstanden alle Bauunternehmen. Leiter war Dr. Hans Kammler, der genauso skrupellos wie Maurer war. Eine andere Behörde war die Rüstungsinspektion des OKW, die General Maximilian Schindler unterstand. Sein größtes Problem war der Mangel an Arbeitskräften, was zu einem kontinuierlichen Streit zwischen der Wehrmacht und Himmler Anlass gab.[1]

Etablierung von geschlossenen Judenarbeitslagern

Krakauer Ghetto, März 1943
Krakauer Ghetto, März 1943
Portrait von Julian Scherner
Portrait von Julian Scherner

Am 14. Dezember 1942 erging ein Schreiben von Julian Scherner an alle Heeresdienststellen und Privatfirmen mit „wehrwirtschaftlichen Aufträgen“, die jüdische Arbeitskräfte beschäftigen. Diese, so Scherner, müssten in Zukunft im „geschlossenen Judenarbeitslager“ Plaszow untergebracht werden. Bis zur Fertigstellung des Lagers verblieben „die Juden in einem besonders umzäunten und gesicherten Teil des bisherigen Krakauer Ghettos (Arbeitsghetto)“.[2] Von dort seien die Arbeiter abzuholen, zur und von der Arbeitsstelle zu begleiten und wieder „abzuliefern“. Die Arbeitgeber erhielten für ihre Juden blaue Judenausweise. Im Rahmen der Auflösung des Krakauer Ghettos am 13. und 14. März 1943 wurden die 8000 noch arbeitsfähigen Juden in das neue Arbeitslager deportiert. Bei der Räumung des Ghettoabschnittes B wurden rund 700 Menschen direkt ermordet sowie rund 2.300 nach Auschwitz deportiert und dort getötet.[3] Die Juden, die bei der Liquidierung ermordet wurden, verscharrte man auf dem Lagergelände in Plaszow in Massengräbern.

Die Geschichte des Lagers Plaszow

Luftaufnahme von Plaszow
Luftaufnahme von Plaszow

Der Bau des Lagers Plaszow begann im Sommer 1940 am Rande Krakaus, auf einem Gelände, das zwei alte jüdische Friedhöfe beinhaltete und entwürdigte: den Neuen Friedhof an der Abraham Straße und den Alten Friedhof an der Jerozolimska Strasse. Dort vorhandene Grundstücke der jüdischen Gemeinde und von Privatleuten wurden enteignet. Von Zeit zu Zeit vergrößerte man das Lagergelände, dessen maximale Größe im Jahre 1944 mit 81 ha erreicht war. Polen waren die ersten Gefangenen. 1941 wurden nach einer ersten Erweiterung die ersten Juden eingeliefert.[4] Als einziges der rund zwanzig Konzentrationsstammlager im damaligen deutschen Herrschaftsbereich ist das KZ Krakau-Płaszów aus einem jüdischen Wohnbezirk in Podgorze im Westen der Stadt, dem in der Nachkriegszeit Krakauer Ghetto genannten Bereich, hervorgegangen.[5] Am 10. Januar 1944 wurde das Zwangsarbeiterlager Plaszow zum Konzentrationslager.[6]

Sicherung des Lagers

Stacheldraht von Plaszow
Stacheldraht von Plaszow

Ein 4 km langer, elektrisch geladener, zweireihiger Stacheldrahtzaun umgab das Lager. Zwischen den beiden Zäunen war ein Wassergraben. 13 Wachtürme gab es, jeder mit MGs, Telefon und Suchscheinwerfern ausgerüstet. Ukrainer bewachten das Arbeitslager, etwa 600 SS-Männer das spätere KZ. Das Lagergelände war in mehrere Bereiche eingeteilt: Wohnbereich der Deutschen, Werkstatt- bzw. Fabrikbereich und Gefangenenlager. Zusätzlich wurden noch Männer von Frauen sowie Polen von Juden getrennt. Das Haupttor lag an der Jerozolimska Straße. Der Standort war denkbar ungeeignet für ein Lager, denn der Untergrund war steinig und hügelig, teilweise auch sumpfig. Trotzdem wurde es errichtet, weil man die hier vorhandenen Kalksteinbrüche ausbeuten wollte.[7] Die Flucht aus dem Lager war fast unmöglich. Wenn es trotzdem jemand schaffte zu fliehen ließ Göth die Lagerinsassen antreten und jeden zehnten Häftling erschießen.[8]

Wachmannschaften und Offiziere

Amon Göth und SS-Leute
Amon Göth und SS-Leute

In Zeiten des „Hochbetriebs“ waren 636 SS-Männer in Plaszów stationiert, um 25 000 Gefangene zu bewachen. Diese Männer wurden von 45 SS-Offizieren und Unteroffizieren geführt. Die grausamsten Wachleute waren (außer Göth) Horst Pilarzik (SS-Unterscharführer) und der Ukrainer Albert Graf (SS-Oberscharführer). Die Ukrainer waren die „tüchtigsten Killer“ (so Jack Mintz). Sie trugen als „Hilfswillige“ schwarze Uniformen der Allgemeinen SS. Alle anderen trugen die graue Uniform der Waffen-SS, der „Elitetruppe des Reiches“, der alle Lager unterstanden.

Umerziehungslager

Im Frühjahr 1943 wurde ein separates Lager abgeteilt. Hier sollten polnische Gefangene "umerzogen" werden, denen Disziplinverstöße vorgeworfen wurden oder die sich politisch unerwünscht verhalten hatten. Dieses Teillager wurde geleitet von SS-Oberscharführer Lorenz Landsdorfer.[9] Diejenigen, die angeblich gegen die Disziplin verstoßen hatten, wurden mehrere Monate festgehalten, die politischen Gefangenen konnten beliebig lange "umerzogen" werden. In diesem Lager wurden auch mehrere Dutzend Sinti und Roma samt ihrer Kinder festgehalten.[10]

Zwangsarbeit in Plaszow

Frauen werden zur Arbeit in Plaszow getrieben
Frauen werden zur Arbeit in Plaszow getrieben

Die Gefangenen mussten in diversen Werkstätten arbeiten. Ihr Arbeitstag war in zwei 12-Stunden-Schichten eingeteilt. Alle Insassen litten bald nach ihrer Einlieferung an Unterernährung, wurden aber trotzdem von den Bewachern grausam behandelt. Weil es nicht genügend gestreifte Häftlingskleidung gab, bemalte man die Zivilkleidung mit gelben Streifen, um so eine erfolgreiche Flucht zu erschweren. Die Arbeit in den beiden Steinbrüchen war extrem hart. Sogar Frauen wurden hier eingesetzt. Ein längerer Aufenthalt hatte gewöhnlich den Tod zur Folge. SS-Mann Lehmer hatte hier die Aufsicht.

Lagerbelegung und Essen

Gefangene tragen eine Kiste voll Essen
Gefangene tragen eine Kiste voll Essen

Die Zahl der Häftlinge in Plaszow variierte. Vor der Räumung des Krakauer Ghettos waren ca. 2.000 Menschen in Plaszow Ghettos eingesperrt. In der zweiten Jahreshälfte 1943 waren es schon 12.000, im Mai / Juni 1944 24.000, darunter 6.000-8.000 ungarische Juden. Schon im März 1943 waren die Baracken mit 150 Menschen auf jeweils 80m2 belegt. Die tägliche Essensration bestand aus 200 g Brot, 150 g Käse, wässriger Suppe und 300 g Ersatzkaffee. Alles wurde einmal pro Woche an die Gefangenen ausgegeben, manchmal gab es zusätzlich ein Ei. Wer Essen schmuggelte, wurde erschossen.

Horst Pilarzik und Franz Josef Müller als Lagerleiter

Als SS-Unterscharführer Horst Pilarzik im Dezember 1942 von Julian Scherner seines Amtes enthoben wurde[11], übernahm SS-Hauptscharführer Franz Josef Müller die Aufgabe, binnen 6 Wochen ein Arbeitslager für die arbeitsfähigen Juden zu errichten. Franz Joseph Müller hatte seit Juni 1942 bereits die drei bestehenden kleinen Judenlager (Julags) in Plaszow, Prokocim ind Biezanow geleitet. Zeitweilig sollten auf Anweisung von Julian Scherner 1000 Juden an der Fertigstellung des neuen Arbeitslagers arbeiten. Als SS-Obersturmbannführer Haase bei einem Zählappell feststellte, dass nur 290 Arbeitskräfte an der Baustelle tätig waren, ließ er die beiden OD-Männer Poldek Goldberg und Tomek Katz kurzerhand erschießen. Julian Scherner ordnete schließlich an, dass im Arbeitslager Frauen und Männer streng zu trennen seien und zwischen den Baracken Stacheldraht gezogen werden müsse.[12] Franz Josef Müller wurde schließlich wegen Unfähigkeit von Scherner seiner Aufgabe enthoben.[13] Nach Ansicht Scherners war Müller zu lasch und rücksichtsvoll an die ihm gestellten Aufgaben herangegangen..[14]

Göth als Lagerkommandant in Plaszów

Amon Göth, ca. 1930
Amon Göth, ca. 1930
Hauptlager Majdanek
Hauptlager Majdanek

Am 11. Februar 1943 übernahm Amon Göth als Kommandant das Lager bis zu seiner Inhaftierung am 13. September 1944. Laut Schätzungen einer Studie war Amon Göth für den Tod von 8.000 -12.000 Lagerinsassen verantwortlich. Etwa 500 Gefangene wurden wegen Fluchtversuch erschossen, die meisten davon von Göth selbst oder seinen Untergebenen. Den höchsten Stand erreichte das Lager Plaszow 1944 mit annähernd 30 000 permanenten Insassen, weitere 150 000 Gefangene wurden hier durchgeschleust, ehe sie in ein Vernichtugslager deportiert wurden. Mitte 1943 galt Plaszów als Nebenlager von Majdanek, bis es dann Anfang 1944 den Status eines selbstständigen Konzentrationslagers erhielt.[15]

Willkür in der Behandlung der Juden

Die Zwangsarbeiterlager im Generalgouvernement unterstanden 1943 dem örtlichen SS- und Polizeiführer. Es gab zu diesem Zeitpunkt kaum einheitliche Richtlinien über die Leitung der ZAL und der Behandlung der Häftlinge, weshalb sich die SS-Leute wie Herren über Leben und Tod aufspielten und damit Todesangst unter den Juden verbreiteten. Selbst für die kleinsten Vergehen verhängte Göth die härtesten Strafen.[16] Erst ab 1944, als Plaszow zum Konzentrationslager wurde, galten feste Vorschriften.[17]

Behandlung Zygmunt Grünbergs

Göth plante wohl, nach dem Krieg Architekt zu werden und bewunderte insgeheim er den jüdischen Ingenieur und Lagerarchitekten Zygmunt Grünberg, der für alle schwierigen bautechnischen Fragen eine Antwort wusste. Ständig schlug er ihn und quälte ihn erbarmungslos. Im Kriegsverbrecherprozess gegen ihn rechtfertigte Göth sein Verhalten damit, dass die russischen Wachmannschaften, ehemalige Kriegsgefangene nicht zuverlässig gewesen seien und er daher ein „hartes Regime“ habe führen müssen.[18]

Göth statuiert ein Exempel: Hinrichtung von Flüchtlingen

Massengrab zum teil noch lebender Häftlinge
Massengrab zum teil noch lebender Häftlinge

Einmal statuiert Göth ein Exempel der besonderen Art. In der Mitte des Appellplatzes wird ein zwei Meter tiefes Loch in der Größe eines Zimmers gegraben. Die Blockältesten aller Blöcke müssen antreten, 12 Männer und 12 Frauen. Auf der anderen Seite des Loches fährt ein Lieferwagen vor mit den Frauen und Männern, die von einem Außenlager aus die Flucht versucht hatten aber erwischt worden waren. Sie werden von den SS-Männern mit Genickschuss getötet, die Blockältesten müssen Erde über die Leichen schaufeln, dann schließt Göth mit einer kleinen Rede die Vorstellung: “Ich will, dass ihr das seht und den Leuten in eurem Block sagt, was geschieht, wenn sich eine an Sabotage versucht.“[19]

Erschießung der Architektin Diana Reiter

SS-Mann Albert Hujar
SS-Mann Albert Hujar

Beim Bau und den Erweiterungen des Lagers starben viele Gefangene, unter ihnen die jüdische Architektin Diana Reiter, die vorher für das Krakauer Bauamt tätig gewesen war. Sie wurde auf Befehl des Lagerkommandanten Amon Göth von dem SS-Mann Albert Hujer erschossen. Der Grund? Eines Tages wurden Risse, die von nassen Ziegeln stammten, in einer Mauer der Wachkaserne gefunden. Die zuständige Architektin Diana Reiter legte Göth die Gründe für den Bauschaden dar. Offensichtlich wurden feuchte Ziegel verwendet, sie später in der Kälte aufgefroren waren.[20]

Entspanntheit Göths nach dem Mord

Amon Göth, entspannt auf seinem Pferd
Amon Göth, entspannt auf seinem Pferd

Göth hört sich die Rechtfertigungen ein paar Minuten an, kommt in Rage über dieses „jüdische Geschwätz“ und befiehlt Albert Hujer : „Leg sie um, diese Scheißingenieurin!“ Albert Hujer zerrt die Frau zur Seite, stößt sie vor sich her, zieht seinen Revolver und schießt ihr ins Genick.[21] Alle Umstehenden sehen mit Grauen, dass Göth nach dem Mord entspannt und bester Dinge wirkt. Erstmals werden sie Zeugen seiner seltsamen Zufriedenheit nach Gewalttaten. Seinem Vater in Wien schreibt er: „Jetzt bin ich endlich mein eigener Kommandeur.“[22]

Göths Gewalt und Terror in Plaszow

Göth war persönlich verantwortlich für die brutale Behandlung der Gefangenen. Etwa 8.000 Menschen (unter ihnen Insassen des Montelupich Gefängnisses in Krakau) sind an den drei Hinrichtungsstätten im Lager ermordet worden: In Chujowa Gorka (im südwestlichen Teil), Cipowy Dolek (südöstlicher Teil) und dem nördlichen Teil des Alten Friedhofs. Die Ankunft der Roten Armee im Sommer 1944 erzwang die Räumung des Lagers. Vorher wurden die vergrabenen Leichen exhumiert und in Chujowa Gorka verbrannt. Im Juli und August 1944 verließen Gefangenentransporte das Lager in Richtung Auschwitz, Stutthof, Flossenbürg, Mauthausen und anderen KZs.[23]

Erschießung von Häftlingen wegen Lebensmittelschmuggels

Häftlinge, die außerhalb des Lagers arbeiteten, fühlten sich verpflichtet, den im Lager Arbeitenden zu helfen. Sie brachten Brot, Zucker und Zigaretten von draußen mit. Göth erschoss einmal eine ganze Gruppe von Bäckern, bei denen er Weißbrot gefunden hatte. Diese Gruppe zählte sechzig Personen.“[24] Göth versetzte die Arbeiter nicht nur in Angst und Schrecken. Eines Tages stand er in der Lagereinfahrt, als einige Arbeitstrupps vom Straßenfegen in Krakau zurückkamen. Der Schindlerjude Julius Eisenstein, der dabei war erinnert sich, dass der am Tor stehende Göth bemerkte, dass die Taschen von einigen der zurückkehrenden Insassen ausgebeult waren: „Der eine hatte Brot darin, der andere Salami und ein weiterer Konserven. Als Göth die Konterbande entdeckt hatte, befahl er den ‚Schwarzen’: ‚Alle töten! Die ukrainischen Aufseher führten die fünfzig, sechzig Arbeiter zum Hujowa Gorka und erschossen sie alle.“[25]

Massenerschießung wegen Flucht eines Gefangenen

Beim Appell fehlte ein Gefangener einer 50-köpfigen Gruppe. Göth ließ alle antreten und fragte: “Wo ist der Fünfzigste?“ Als er keine Antwort erhielt, befahl er, jeden zweiten zu erschießen.[26]

Angriff auf das Hauspersonal

Einmal griff Göth Helene Hirsch körperlich und sexuell im angetrunkenen Zustand an. Göth hatte sie in sein Schlafzimmer gerufen. Beim Eintreten sah sie, dass er betrunken war und eine Reitpeitsche in der Hand hielt. Er begann, sie zu schlagen, ihr die Kleider herunter zu reißen, versuchte, sie zu vergewaltigen. Sie fing an zu schreien, da kam Göths Geliebte ins Zimmer und rettete sie aus dieser Situation.“[27]

Bei Ungehorsam Erschießung

Zu dieser Zeit war auch ein junger Mannnamens Lisiek als Kammerdiener in Göths Haus. Nach einer Abendgesellschaft erklärte einer der Gäste, er wolle nach Hause gefahren werden. Lisiek ging zum Stall, um die Kutsche zu holen. Als er zurückkam, herrschte ihn Göth an, warum er dies ohne seine Erlaubnis getan habe. Der verängstigte Lisiek schwieg. Göth zog seine Pistole und erschoss ihn.“[28]

Erschießung wegen Grinsens

Bronia Gunz stand eines Morgens auf dem Appellplatz neben Schandi Müller, einer Freundin aus einer chassidischen Familie. Als Göth heran geritten kam, begleitet von seinen Doggen, grinste Schandi. Sie musste dafür sterben.[29]

Bereicherung Göths

Die Verpflegung eines Häftlings bestand aus, umgerechnet höchstens 700 bis 800 Kalorien, manchmal vielleicht 900 Kalorien pro Tag. Nicht mehr . Es hätten aber um die 2200 bis 2500 sein sollen. Also gab es täglich nur ein Drittel davon für jeden Häftling. Um die schlechte Versorgung der Kranken zu verbessern, habe ich zu dem mir persönlich noch aus der Zeit vor dem Krieg bekannten Magazinverwalter namens Fass Kontakt aufgenommen und erhielt so Zugang zu den Lagerräumen. Ich wurde zum täglichen Gast in der Küche und im Lagerraum. Dort sah ich unglaubliche Mengen von Lebensmitteln aller Art, die aus der Stadt hierher gebracht wurden. Es gab darunter Graupen, sehr teure Liköre und verschiedene Sorten Wodka. Außerdem teilte ein mir bekannter Patient mit, ein Metzger namens Feig, Dass in das Lager erstklassiges Fleisch in großen Mengen geliefert wurde. Auch war mir bekannt, dass der Angeklagte, fast jeden Tag in seiner Wohnung Saufgelage zu organisieren pflegte, zu denen er seine guten Bekannten aus der Gestapo und SS-Männer höheren Rangs einlud.“[30]

Jeder fürchtet Göths Nähe

Amon Göth auf seinem Balkon, bereit jederzeit zu schießen
Amon Göth auf seinem Balkon, bereit jederzeit zu schießen

Mietek Pemper beschreibt die Angst der anderen Häftlinge, die zum Beispiel Botengänge erledigen mussten. Oft erschoss Amon Göth wahllos und nur aus einer Laune heraus Menschen. Als Mietek Pemper einmal im Büro um Hilfe bat, wollte niemand ihm helfen, da jedermann Göths Nähe fürchtete. Ein Friseur beispielsweise fügte sich eine Verletzung an der rechten Hand zu, um ihn nicht mehr rasieren zu müssen.[31]

Göth erschießt Juden während des Diktats

Ich sitze in der Kommandanturbaracke beim Diktat. Während er spricht, sieht er in den Außenspiegel an seinem Fenster, mit dessen Hilfe er das Gelände vor der Baracke überblicken kann. Plötzlich steht er auf, nimmt eines der Gewehre von der Wand, öffnet rasch das Fenster. Ich höre einige Schüsse, dann nur Schreie. Als hätte nur ein Telephonat das Gespräch unterbrochen, kommt Göth zum Schreibtisch zurück und fragt: „Wo waren wir stehen geblieben?“[32]

Bestrafung von Lebensmittelschmuggel

Bei Lebensmittelschmuggel ging Göth folgendermaßen vor: der ertappte Häftling erhielt 100 Peitschenhiebe und musste laut mitzählen. Sollte er sich verzählen, schreien, oder sonstige Regungen zur Unzufriedenheit Göths artikulieren, begann die ganze Prozedur von vorne. Nach den Hieben musste der Gefangene sofort vom Tisch springen, da er ansonsten noch einen Kopfhieb erhielt. War Amon Göth mit dem Verhalten der Häftlinge während der Folter nicht zufrieden, scheute er sich nicht, auch zu härteren Methoden zu greifen. So schlug er zum Beispiel auch einen Häftling namens Meitlis mit einem Ziegelstein auf den Kopf, so dass dieser in Stücke zerbrach. Nach der Folter musste man sich bei Göth abmelden und man wurde gefragt, ob man nun zufrieden sei und ob man wisse, warum man bestraft worden sei. Meitlis, der schon schwach und etwas älter war meldete sich also bei Göth. Als er sich umdrehte um zu gehen, schoss Göth ihm in den Hinterkopf.[33]

Sippenbestrafung

Sobald ein Gefangener erschossen wurde, ließ Göth auch alle anderen Familienangehörigen im Lager erschießen, damit keine “Unzufriedenheit” im Lager aufkomme.[34]

Amon Göths Hunde

Amon Göths Hund, welcher Schuld am Tot vieler Häftlinge ist
Amon Göths Hund, welcher Schuld am Tot vieler Häftlinge ist

Die Hunde waren Göths schrecklichste Waffe. Sie waren darauf abgerichtet, auf Kommando Menschen anzufallen und auch Göth zu beschützen, falls sich jemand von hinten ihrem Herren nähern sollte. Die Hunde zerfleischten auch Gefangene bei lebendigem Leibe.Oskar Schindler wird Augenzeuge, als Göth eine seiner Doggen, den „Herrn Rolf“, auf den Brückenbau-Ingenieur hetzt und ihm den Oberschenkel und die Hoden zerfleischt. Mietek Pemper erfuhr die Gefährlichkeit der Hunde am eigenen Leibe, als er Göth einige Briefe zum unterschreiben brachte und dieser sich auf einmal wegdrehte. Sofort rannten die Hunde auf Mietek Pemper zu, der sich gerade noch an einer Wand abstützen konnte und somit nicht sofort zu Boden gerissen, jedoch stark gebissen wurde. Im letzten Moment rief Göth die Hunde zurück. Die Wunde wurde nur geklammert und Schmerzmittel oder Medikamente gegen eine Infektion waren nicht vorhanden. Seit diesem Ereignis musste Mietek Pemper im Stehen arbeiten, da er nicht mehr fähig war, seine rechte Hand abzuknicken.[35]

Der “aufbrausende” Göth

Amon Göth mit Gewehr
Amon Göth mit Gewehr

Nicht selten erschoss Göth bei einer Inspektion einen Häftling mit oder ohne Grund. Mietek Pemper war imstande, an Göths Gesichtsausdruck seine innere Anspannung abzulesen und einzuschätzen. Wenn nach Mietek Pemper Einschätzung ein Ausbruch bevorstand, erinnerte er Göth an Routineangelegenheiten: Göth war wie eine Sodawasserflasche – im wörtlichen Sinne ‚aufbrausend’. Das zeigte mir, dass ich auf gar keinen Fall seinen Zorn auf mich ziehen durfte, denn wer sollte ihn dann ablenken? Wer sollte dann, vielleicht im letzten Moment, eine Erschießung verhindern?“[36]

Allmacht und Willkür Göths als Kommandant

Göth gefiel sich in seiner Allmacht und schüchterte Menschen gerne ein. Seine Befehle mussten unter allen Umständen eingehalten werden, sie galten als heilig, erklärte er einmal seiner Hausangestellten Helene Hirsch .[37] Häftlinge, die ihm hätten gefährlich werden können, ließ er kurzerhand liquidieren. Göth hielt sich für den ungekrönten König und erwartete unbedingten Gehorsam. Das galt nicht nur gegenüber den Häftlingen, viele der SS-Leute versuchten sich gegenseitig zu übertrumpfen und auszuspielen, ganz im Sinne des von Adolf Hitler geförderten Prinzips des Sozialdarwinismus.[38]

Niemand kontrolliert und zügelt Göth

Während der ersten Monate im Zwangsarbeitslager im Frühjahr und Sommer 1943 hatte absolute Willkür geherrscht. Göth erschoss und folterte Leute, ließ Häftlinge aufhängen oder auspeitschen, ohne seinen SS-Vorgesetzten in Krakau dafür Rechenschaft schuldig zu sein. Dabei war ein Schuss aus seinem Revolver ein komfortabler Tod, verglichen mit dem Zerreißen durch Göths Hunde. Als Kommandant eines KZ musste Göth nun von Januar 1944 an für Häftlingsbestrafungen eine offizielle Genehmigung aus Berlin einholen. Im Vordruck wurde die beantragte Anzahl der Peitschenhiebe auf das entblößte Gesäß genannt. Auch war dort die Zahl der Nächte angegeben, die der Bestrafte nach der Arbeit im Stehbunker verbringen musste ... Ab Januar 1944 war also die Bestrafung der Häftlinge bürokratisch geregelt.“[39]

Heimtückischer Mord an Wilhelm Chilowitz, dem jüdischen Lagerältesten

Obwohl die Bestrafung der Häftlinge ab Januar 1944 bürokratisch geregelt war, konnte Göth am 13. August den jüdischen Lagerältesten mitsamt 14 Mitgefangenen ohne Untersuchung kaltblütig erschießen. Als Göth an diesem Tag zur Kommandantur kam, fand gerade eine Vernehmung statt. Der Häftling bestritt, mit einem Wachtmann über die Beschaffung einer Schusswaffe verhandelt zu haben. Göth forderte den beschuldigten jungen Mann auf, durch eines der Fenster zu steigen. In diesem Moment schoss ihm Göth in den Kopf. Mietek Pemper nimmt zu Protokoll, dass es sich hierbei um eine Maßnahme zur „Verhütung eines Lageraufstandes“ gehandelt habe. In aller Ausführlichkeit werden in den stundenlangen Protokollen die Planungen des Aufstandes, die Waffenbeschaffung und dergleichen behandelt. Mietek Pemper muss eine Namensliste tippen mit den „hingerichteten Rädelsführern des soeben verhinderten Lageraufstandes“. Er wird angewiesen, die letzte Zeile in der Liste frei zu halten. Für Mietek Pemper ist dies das Zeichen, dass seine eigene Liquidierung bevorsteht.[40]

Göth simuliert Lageraufstand zur Ermordung missliebiger Juden

Auf der Liste, die noch am gleichen Abend per Kurier nach Berlin weitergeleitet wird, stehen die Namen der unliebsamen Mitwisser seiner Schwarzmarktgeschäfte. Wilek Chilowicz war Göth geradezu hörig und wäre nach dem Krieg mit Sicherheit vor Gericht gestellt worden. Bedenkenlos hatte Chilowicz alle Befehle im Lager ausgeführt.

Blankoscheck an Göth

Göth hatte die Ermordung Chilowicz raffiniert eingefädelt. Anfang August hatte er in einem Gespräch mit dem Sicherheitsbeauftragten für das Generalgouvernement, Wilhelm Koppe, diesem mitgeteilt, im Lager werde ein Aufstand vorbereitet. Dieser könne nur durch eine Blitzaktion ohne vorherige Benachrichtigung von Oranienburg und ohne Gerichtsverhandlung niedergeschlagen werden. Daraufhin erteilte ihm Wilhelm Koppe die Genehmigung hierfür schriftlich.

Kriminelle Energie Göths

Damit Chilowicz Fluchtpläne schmieden konnte, spannte Göth den Wachtmann Sowinski ein, der mit Chilowicz daraufhin Fluchtpläne erstellte. Als dieser am 13. August das Lager in einem Holzgaslastwagen verlassen wollte, wurde er vom Wachthabenden Sowinski ertappt. Bei der „Chilowiczgruppe“ wurden u.a. Brillianten gefunden. Daraufhin befahl Göth die etwa 15 Personen aus der Gruppe Chilowicz zu erschießen. Jeder seiner SS-Offiziere sollte in die Ermordung involviert werden, um diese so zum Schweigen zu bringen: „Auch ging es ihm wohl darum, bei seinen Vorgesetzten in Berlin den Eindruck zu erwecken, alle SS-Offiziere hätten gemeinsam durch ihr sofortiges Handeln einen geplanten Lageraufstand verhindert.“[41]

Letzter Name auf der Liste

Ruth Irene Kalder, Amon Göths Lebensgefährtin
Ruth Irene Kalder, Amon Göths Lebensgefährtin

Der letzte Name auf der Liste war nicht der von Mietek Pemper, sondern von Alexander Spanlang. Er war der jüdische Fachleiter der Tischlerei- und Schreinereiwerkstatt. Bereits entkleidet auf dem Erschießungshügel stehend, sagte er gegenüber dem SS-Untersturmführer Anton Scheidt aus, er habe einige Reitpferde und eine große Anzahl von Wandfließen in der Nähe von Krakau versteckt. Darauf hin ließ Göth Spanlang solange leben, bis sie zu dem Bauern fahren konnten. Erst dann wurde der Name Spanlangs, vermutlich durch Göths Lebensgefährtin Ruth Kalder als letzter Name auf die Liste gesetzt. „Vermutlich wollte Göth durch diese Vorsichtsmaßnahme sicherstellen, dass Mietek Pemper Spanlang nicht noch warnte und er dann das Versteck seiner Reichtümer nicht preisgebe.“[42]

Raffinesse und verbrecherische Phantasie Göths

Als Scheidt dann Spanlang am nächsten Tag nach Abholung der Reitpferde und der Wandfließen erschoss, war sein Name schon längst unterwegs nach Berlin: Göth verfügte über eine ungeheure Schläue und verbrecherische Phantasie, die auch vor Kollaborateuren wie Chilowicz und Simche Spira, dem ehemaligen Leiter der jüdischen Ghettopolizei, nicht haltmachten. Diese Opportunisten glaubten, nur sie würden den Krieg überleben. Doch Göths krimineller Energie waren sie nicht gewachsen.“[43]

Wahllose Erschießungen

Tagtäglich erschoss er wahllos Leute. Er führte sich auf wie ein Raubtier auf der Jagd. Er hatte drei Kopfbedeckungen: eine Offiziersmütze und ein einfaches Soldatenkäppi, aber wenn er seinen Tirolerhut aufsetzte, wussten wir, wir waren in höchster Gefahr.“[44]

Strafen zur Erhöhung der Arbeitseffizienz

Bewusst setzte Göth grausame Bestrafungen ein und erzeugte Todesangst, um Tempo und Effizienz der Arbeiten in Plaszow zu sichern. Stets machte er die Gruppe kollektiv verantwortlich; wenn einer aus einer Gruppe einen Fluchtversuch unternahm oder die Arbeit auf andere Weise aufhielt, dann wurde die gesamte Belegschaft einer Baracke oder der ganze Arbeitstrupp bestraft. Am gefährlichsten war er, wenn er getrunken hatte. ...... Er erschoss den Häftling Sonnenschein, weil seine Jacke zu lang war, und einen anderen, dessen Anblick ihn störte. Ein andermal erschoss er aus Langeweile den Vorarbeiter der Bürstenfabrik.“[45]

Auspeitschung von Frauen

Eine der in Plaszow bevorzugten Strafen war die Auspeitschung, insbesondere von Frauen. ...... Angeordnet wurde, dass Tschechinnen von Slowakinnen, Polinnen von Russinnen ausgepeitscht werden müssten. Dies, so vermutet Mietek Pemper , sei geschehen, um ‚Hass zu erzeugen zwischen den Menschen der gleichen Abstammung’.“[46]

Hujowa Gorka. Erschießungsplatz und Massengrab

Wenn es ein Symbol gibt für die Herrschaft des Schreckens, dann ist es ... Hujowa Gorka, der Ort, an dem die meisten Erschießungen, Massenbestattungen und Leichenverbrennungen stattfanden....Die meisten derer, die von Göth und seinen SS-Leuten ermordet wurden, wurden am Hujowa Gorka beerdigt. Auch die 2000 Juden, die bei der Räumung des Ghettos abgeschlachtet wurden waren ..... einmal landete eine ganze polnische Hochzeitsgesellschaft samt Priester im Lager und wurde dort erschossen.....Ab Herbst 1943 wurden drei- bis viermal wöchentlich Häftlinge aus dem Montelupich-Gefängnis in Plaszow exekutiert. Sie mussten von den LKWs springen, sich entkleiden ..... sich flach auf den Boden legen, und ein Genickschussspezialist der SS verpasste ihnen einen Nackenschuss. Anschließend musste ein Zahntechniker, meistens einJude , den Toten die Goldzähne aus dem Mund brechen. Dann wurden die Leichen verscharrt.[47]

Juden müssen die Bestattungen vornehmen

Die schauerlichsten Berichte vom Geschehen am Hujowa Gorka stammen von Schindlerjuden, die zur Bestattung der Leichen oder zu Arbeiten für das Sonderkommando 1005 eingesetzt worden waren:

Sie brachten uns junge jüdische Mädchen, die falsche Papiere benutzt hatten, und wir mussten sie begraben.... Einmal gelang einem Jungen die Flucht. Die Deutschen holten zehn Leute aus unserer Baracke und erschossen sie, wir mussten sie begraben .... Natürlich verzichteten die Nationalsozialisten auf nichts, was von Wert war, also ließen sie den Toten die Goldzähne herausbrechen. Ein Bursche zeigte mir goldene Zähne und meinte: ‚Warum sollte ich sie den Wachen geben?’ Anfangs habe ich mich fast übergeben müssen, es war einfach grauenhaft. Aber direkt hinter einem stand ein SS-Mann mit einer Waffe. In all den Jahren habe ich nie erlebt, dass jemand einen Nervenzusammenbruch bekommen hätte. Ich sagte mir: Es ist völlig egal, was sie alles anstellen. Wir müssen durchhalten, um ihre Niederlage zu erleben, ganz gleich, was sie uns auch antun.“[48]

Juden verrichten die Arbeit für die Sonderkommandos

In der Regel erschossen die Deutschen nach den Enterdungen alle, die daran beteiligt waren. Francisco überlebte. Er gehörte zu dem Arbeitstrupp, der die exhumierten Leichen zum Scheiterhaufen schleppen musste. Eines Morgens fand er mitten in diesem Leichenberg die Leiche eines achtzehnjährigen Mädchens, die ihn in sitzender Haltung anstarrte.“[49]

Gold war alles was zählte

Der Boden war gefroren. Man musste mit einer Axt arbeiten. Du trafst den Kopf, und das Gehirn spritzte voll über dich, oder du konntest die Axt nicht herauskriegen und zogst an Armen und Beinen. Du wusstest ja nicht, wie der Körper lag. Hattest du mal einen Teil des Körpers aufgespürt – so lautete der SS-Befehl-, musstest du ihn mit der Hand saubermachen, bis du am Gesicht angelangt warst; der Rest interessierte sie nicht. Wenn das Gesicht frei lag, musstest du laut brüllen. Dann kam ein Mann mit einer Zange, öffnete den Mund und zog die Goldzähne heraus. Eins konnte man auf Anhieb erkennen: ein Kind. Eine Frau unterschied sich von einem Manne nur durch das Haar. ... Man brachte uns Suppe, aber wir waren Zombies! Man dachte nicht nach. Die Leute nahmen den Gestank nicht mehr wahr. Das Feuer brannte 24 Stunden lang. Zwei, drei Monate später, in Brünnlitz, roch mein Körper immer noch nach Leichen, der Geruch geht unter die Haut.“[50]

Ermordung von 30 Menschen wegen Lebensmittelschmuggels

"Es war ein schöner, warmer Juni- oder Julitag. Der Deutsche fand etwas Brot und andere Kleinigkeiten zum Essen. Er befahl uns zu warten, weil er es seinem Chef berichten müsse. Ordnungsgemäß sagte er es seinem Vorgesetzten, und Göth kam zu uns. Eine umfassende Suche begann, und wir mussten alles was wir hatten vor uns hinlegen. Wir taten das auch, warfen dabei aber möglichst viel weg, so dass er nur wenig finden konnte. Ukrainische Wachen umringten uns. Göth ließ Peitschen aus seinem Haus bringen, und das Schlagen begann. Er tat es selbst, wobei er Peitschen mit langen Lederriemen benutzte, unter anderem auch eine schwerere, die wie eine Rhinozeros-Peitsche aussah.Göth war unbewaffnet. Er trug ein Seidenhemd und eine Art Bluse über der Schulter, jedenfalls keinen Schulterriemen. Er versprach uns, die ganze Gruppe von 30 Leuten zu erschießen, wenn wir nicht die Herkunft des Geldes für das Essen verraten würden, wo wir das Essen gekauft hatten, und wie wir zur Bevölkerung außerhalb des Lagers Kontakt aufgenommen hatten. Wir wurden wahllos geschlagen, dann nahm er sich ein Gewehr von Kunde, entsicherte es und zielte auf uns aus einer Entfernung von 1 - 2 Schritten. Er ließ uns in drei Reihen zu je 10 Leuten aufstellen und begann zu schießen. Ich stand in der ersten Reihe. Der erste Schuss ging direkt durch meine Hand. Die Kugel verletzte auch einen Mann neben mir, und ging dann ins Genick eines dritten Mannes. Er wiederholte das ein zweites Mal, nun besser zielend. Jetzt wurde einer der 30 Leute getötet. Danach schlug er uns mit dem Gewehrkolben, weil er keine Munition mehr hatte. Er warf das Gewehr weg und befahl seinem Stellvertreter, uns zu schlagen."[51]

Die Brutalität Göths

Der Steinbruch im Lager Plaszow
Der Steinbruch im Lager Plaszow

Oskar Schindler berichtet, dass Göth im Steinbruch einen jüdischen Häftling mit einem Fußtritt unter den Greifer eines Baggers befördert habe und dabei ums Leben kam.

Befehl zum Töten wegen zu langsamer Arbeitsverrichtung

Die Brutalität Göths zeigte sich auch, als er einen Juden namens Lamus erschießen wollte, weil dieser eine Schubkarre zu langsam über den Fabrikhof schob. Der Mann hatte Depressionen, denn einige Wochen zuvor waren seine Frau und sein einziges Kind ums Leben gekommen. Göth gibt Franz Grün den Befehl: „Franz, leg ihn um!“.

Schindler kann Leben retten

Glücklicherweise kommt Oskar Schindler dazwischen und besticht Franz Grün mit einer Flasche Wodka. Arm in Arm mit Oskar Schindler macht sich Franz Grün auf den Weg, um die versprochene Flasche abzuholen. Ein weiteres Mal zeigt Oskar Schindler Entschlossenheit und taktisches Geschick, als er den Juden Romek Wohlfeiler vor dem sicheren Tod rettet. Gerade als die Ukrainer den Juden in Handschellen ins Auto setzen und auf den Schwanzhügel zur Exekution fahren wollen, biegt Oskar Schindler in seiner Limousine in die Auffahrt ein. Geistesgegenwärtig lädt er die Ukrainer zum Wodka ein, telephoniert mit Göth und verspricht ihm eine hohe Geldsumme. Romek ist gerettet.[52]

Einzelnachweise

  1. Nach David Crowe, a.a.O., Kapitel 7 sowie das obige Kapitel „Zwangsarbeit oder Endlösung“.
  2. Zitiert nach: Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 76
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Plaszow
  4. vgl. http://www.deathcamps.org/occupation/plaszow_de.html
  5. so http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Plaszow
  6. Mietek Pemper, Der Rettende Weg, S. 140-171, hier S. 151
  7. vgl. http://www.deathcamps.org/occupation/plaszow_de.html
  8. So Johannes Sachslehner, a.a.O., S. 106
  9. M. Pemper. a.a.O., S. 183f
  10. so http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Plaszow.
  11. J. Sachslehner, a.a.O., S. 79
  12. J. Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S.81
  13. J. Sachslehner, a.a.O., S.80f
  14. J. Sachslehner, a.a.O., S.81
  15. David Crowe, S. 272ff
  16. Nach [http://Mietek Pemper Mietek] Pemper, Der Rettende Weg, S. 91ff
  17. M. Pemper, Der Rettende Weg, S. 83; S. 91f
  18. M. Pemper, Der Rettende Weg, S. 93
  19. zitiert nach J. Sachslehner, a.a.O., S. 107
  20. nach Johannes Sachslehner, o.a.O., S. 88f
  21. J. Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien, Wien-Klagenfurt-Graz 2008; S. 89
  22. ebenda, S. 89
  23. nach : http://www.deathcamps.org/occupation/plaszow_de.html
  24. Aussage von Regina Nelken beim Prozess gegen Amon Leopold Göth, zitiert nach [http://Mietek Pemper Mietek] Pemper, Der rettende Weg; Hamburg 2005, S. 68
  25. David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005 S.300
  26. Murray Pantierer, zitiert nach Crowe, a.a.O., S. 300
  27. zitiert nach Crowe, S. 300ff; ähnlich J. Sachslehner, S. 172f
  28. Helen Rosenzweit zitiert nach David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005, S.305
  29. Bronia Gunz, zitiert von David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005 S.300
  30. Aussage von Dr. Aleksander Biberstein beim Prozess gegen Amon Leopold Göth, zitiert nach Pemper, S. 69
  31. Mietek Pemper, Der Rettende Weg, S. 96f
  32. Mietek Pemper, Der rettende Weg; Hamburg 2005 S.71
  33. Mietek Pemper, Der rettende Weg; Hamburg 2005 S.74 f
  34. Mietek Pemper, Der rettende Weg; Hamburg 2005 S.75
  35. Mietek Pemper, Der rettende Weg; Hamburg 2005 S.78 f
  36. zitiert nach Pemper, S. 97
  37. Aussage Helene Hirsch beim Prozess gegen Amon Leopold Göth, zitiert nach Mietek Pemper, S. 156
  38. Mietek Pemper , Der rettende Weg; Hamburg 2005 S.156 ff
  39. Mietek Pemper, Der rettende Weg; Hamburg 2005 S.162
  40. vgl. Pemper, a.a.O., S. 167-170
  41. so Pemper, S. 169
  42. Pemper, S. 170
  43. ebenda
  44. Murray Pantirer, zitiert nach David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005 S.299
  45. David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005 S.299
  46. Mietek Pemper, zitiert nach David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005 S.299
  47. David Crowe, Oskar [http://Oskar Schindler Schindler]; Frankfurt 2005 S.308
  48. Brecher, Elinor, Ich stand auf [http://Oskar Schindler Schindler]s Liste. Lebenswege der Geretteten, Bergisch-Gladbach, 1996; S. 477
  49. Francisco Wichter über seinen Einsatz beim Sonderkommando 1005, zitiert nach Crowe, S. 309
  50. Brecher, Elinor, Ich stand auf [http://Oskar Schindler Schindler]s Liste. Lebenswege der Geretteten, Bergisch-Gladbach, 1996; S. 394 ff
  51. http://www.deathcamps.org/occupation/plaszow_de.html
  52. Nach J. Sachslehner, a.a.O., S. 196f
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